Einbruchschutz

«Am liebsten stehlen sie das, was schnell zu Geld gemacht werden kann»

Foto: Adobe Stock

Schmuck, Bargeld, eine schöne Uhr. Auf solche und andere Wertgüter sind Einbrechende besonders scharf. Markus Friedli von der Kantonspolizei Bern erklärt, wie Haus und Wohnung einbruchsicherer werden. Er verrät auch, was bei Einbrüchen in Bern am häufigsten wegkommt.  

17 – 21 Uhr  

passieren die meisten
Einbrüche.

Während der Winterzeit nutzen Diebe gerne die früh einsetzende Dunkelheit aus, um unbemerkt in private Häuser und Wohnungen einzudringen. Eigenheimbesitzende und MieterInnen können mit ihrem Verhalten und der Beachtung einiger Sicherheitsregeln den Einbrechenden ihr fieses Handwerk entscheidend erschweren. Markus Friedli, Fachbereichsleiter Beratung und Projekte, Prävention, Kantonspolizei Bern, kennt die Tricks und Vorlieben vieler Tätergruppierungen. Er erklärt, wie sich Bernerinnen und Berner präventiv schützen können – auch ohne in teure Umbauten investieren zu müssen. 

Im Winter ist es früh dunkel und oft neblig trüb. Ist es bei diesen Bedingungen für Einbrechende leichter, unbemerkt in Häuser und Wohnungen zu gelangen?
Markus Friedli: Grundsätzlich haben wir während dem ganzen Jahr Einbrüche. Aber es ist schon so, wenn es früh dunkel wird, gibt es tendenziell mehr Einbrüche zu verzeichnen. Gewisse Tätergruppierungen versuchen die Dämmerung und Dunkelheit – zwischen 17 Uhr und 21 Uhr – auszunutzen. Im Dunkeln sehen sie besser ob jemand zu Hause ist oder nicht, Stichwort Licht in den Wohnungen. 

117 oder  112 

unbedingt anrufen bei
verdächtigen Wahrnehmungen.

Das Klischeebild der kriminellen Eindringlinge im «Tatort» sieht etwa so aus: Mann, dunkel gekleidet mit Kapuzenpulli, Handschuhen, Taschen­lampe und grosser Tasche bzw. grossem Sack. Stimmt dieses Bild auch in der Realität? 
Es kann so sein. Aber das Aussehen ist nur ein Merkmal, das auf mögliche StraftäterInnen schliessen lässt. Heute gehört der dunkle Kapuzenpulli ja praktisch zum gewohnten Strassenbild. Entscheidender ist das Verhalten. Es ist Vorsicht geboten, wenn jemand Fremdes ziellos im Quartier herumläuft und sich überall umsieht. Dieses auffällige Verhalten lässt eher auf eine mögliche kriminelle Tat schliessen.   

Oft hört man, dass die Kriminellen vor allem scharf auf Bargeld und Schmuck sind. Heute ist aber immer weniger Bargeld im Umlauf, die Tausendernötli unter der Matratze gehören wohl auch der Vergangenheit an. Welche Gegenstände werden am häufigsten entwendet?
Auch heute sind Bargeld und Schmuck Ziel Nummer 1. Begehrte Objekte sind auch teure Handtaschen, Tablets, Notebooks, Markenkleider oder schöne Uhren. Es kommt auf die Tätergruppen an. Am liebsten stehlen sie, was schnell zu Geld gemacht werden kann.

Finden Einbrechende überhaupt noch Bargeld in Wohnungen?
Gerade zur Weihnachtszeit wird zu Hause relativ viel Bargeld aufbewahrt. Speziell ältere Menschen schenken ihren Grosskindern oder anderen lieben Mitmenschen gerne einen Weihnachtsbatzen. Ich verstehe gut, dass das Geschenkcouvert mit den Noten unter dem Weihnachtsbaum immer noch zum Festtagsritual gehört. Aus Sicherheitsgründen wären Gutscheine oder eine Banküberweisung wohl sinnvoller. 

Gibt es auch Einbrüche, bei denen nichts wegkommt?
Das gibt’s tatsächlich. Die Diebe probieren es einfach und manchmal finden sie nichts, das sie interessiert. Auch in solchen Fällen bleibt bei den Betroffenen immer ein ungutes Gefühl zurück. Sie sind verunsichert, das gewaltsame Eindringen macht ihnen zu schaffen. Die Tatsache, dass sich fremde Leute gewaltsam Zutritt zur häuslichen Privatsphäre verschafft haben, ist meist schlimmer als der Verlust von Gegenständen. 

Sind vor allem Parterrewohnungen und Einfamilienhäuser von Einbrüchen betroffen oder wird auch mal eine Wohnung im fünften Stock ausgeraubt? 
Eine Parterrewohnung bietet neben der Wohnungstür auch Fenster als potenzielle Schwachstelle. Aber oft wird in Mehrfamilienhäusern nicht nur im Parterre eingebrochen, die Täterschaft kommt auch übers Treppenhaus in die Wohnungen. Wer durch Bern spaziert muss nicht lange nach einer offenen Haustüre suchen, oft wird sie auch mit einem Keil absichtlich offengelassen. Häufig klingeln Einbrechende einfach bei der Haupteingangstüre und geben sich als Paketdienst oder Besuchende aus – schon öffnet sich die Tür. Deshalb raten wir allen, die jemanden reinlassen möchten: Gehen Sie nach unten und prüfen Sie die Person. Sind Einbrechende einmal im Treppenhaus, fallen sie meist gar nicht auf. Sie können sich relativ frei bewegen, eine Wohnungstür aufbrechen oder eine unverschlossene Wohnung suchen. Einmal im Haus, sind oft auch Velokeller oder Tiefgarage leicht erreichbar.

Stehen denn viele Wohnungstüren einfach offen? 
Sogenannte Einschleich-Diebstähle hatten wir in den letzten Monaten sehr oft. Bei diesen Diebstählen wird nicht aufgebrochen. Es werden offene Türen und Fenster genutzt, um sich Zutritt zu Gebäuden zu verschaffen. Deshalb raten wir der Bevölkerung, die Wohnungstür immer abzuschliessen. Auch wer nur schnell im Quartierladen einkaufen geht, mit dem Hund raus muss, im Garten etwas holt:  Bei kurzen Abwesenheiten immer Türen verschliessen! Früher hatten wir dieses Phänomen vor allem während den heissen Sommermonaten, wenn Fenster und Türen offenstehen, die Menschen draussen im Garten sitzen. Heute haben wir Tätergruppen, die auf Einschleich-Diebstähle spezialisiert sind und das ganze Jahr ihr Unwesen treiben.  

2805 

Einbruchdiebstähle registrierte
die Polizei 2023 im Kanton Bern. 

Gibt es in Bern Stadtteile oder Quartiere, die von Einbrüchen besonders betroffen sind? 
Nein, Einbrüche passieren in Wellen. Einmal ist diese Strasse betroffen, dann wird jenes Quartier heimgesucht. Besonders diebstahlgefährdete Gegenden kennen wir so nicht. In Bern werden oft auch Velos aus Häusern und Kellern gestohlen. Der Veloklau ist in der Diebstahlstatistik stark angestiegen. Das kommt wohl daher, dass in den letzten Jahren vermehrt hochpreisige E-Bikes gekauft wurden. So gibt es Tätergruppen, die nicht in Wohnungen einbrechen, sondern primär E-Bikes und andere wertvolle Spezialmodelle aus Velokellern mitgehen lassen.  

Wenn ich bei mir in der Wohnung ungebetene Eindringlinge auf frischer Tat ertappe. Wie reagiere ich am besten?
(Bestimmt) Gehen Sie zur Seite und lassen Sie die Täterschaft gehen! Die meisten Wohnungs-Einbrechenden – im Gegensatz zum Raubüberfall auf der Strasse – suchen nicht die Konfrontation und wollen möglichst schnell wieder weg. Wenn sie überrascht werden, ergreifen sie meistens umgehend die Flucht.

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