Der Berner Architekt Bruno Jordi baute ein Bauernhaus aus dem Jahr 1687 in Oberösch nach seinen Vorstellungen um. Seit 23 Jahren lebt er mit seiner Frau Iris in diesem damals denkmalgeschützten Haus, das er als Herzensprojekt bezeichnet.
Der Weinkeller war
zuerst «betriebsbereit»Bruno Jordi, Berner Architekt
Man könnte Bruno Jordi stundenlang zuhören, wenn er vom Umbau erzählt. Bevor er uns durch das 300 m2 grosse Bauernhaus führt, stellen wir ihm einige Fragen. Auszüge aus den Antworten möchten wir den WohnBär-Leserinnen und -Lesern nicht vorenthalten:
Wann und wie wurden Sie auf dieses Bauernhaus aufmerksam?
Bevor wir heirateten, lebte meine Frau Iris in Langenthal und ich in Bern. Es war für beide klar, dass wir nicht in einem dieser Orte wohnen wollten, wo beide zu sehr verwurzelt waren. Also musste es ein «neutraler» Wohnort irgendwo dazwischen sein. Wir suchten ein altes, umbauwürdiges Haus mit Abendsonne. Mein damaliger Bassist der Band machte uns auf dieses Bauernhaus in Oberösch aufmerksam. Dieses aus dem Jahr 1687 stammende Haus war 34 Jahre lang leerstehend. Die Besitzerin achtete stets auf den guten Zustand des Daches. Aber alles war schmutzig, kein Strom, kein Wasser, keine Kanalisation. Als das Haus zum Verkauf ausgeschrieben war, setzte ich mich mit der Besitzerin in Verbindung und gemeinsam besichtigten wir die Liegenschaft. Ich erfuhr, dass wir mit unserer Offerte von 170 000 Franken an zweiter Stelle lagen. Wir boten darauf 200 000 Franken. Die Besitzerin fragte uns, ob wir schon wüssten, wie wir das Haus einrichten würden. Wir hatten natürlich noch keine Ahnung, wollten das Haus zuerst auf uns einwirken lassen. Nach einer Woche meldete sich die Besitzerin auf dem Telefonanrufbeantworter mit den Worten «I ha nume wöue säge, äs isch de guet!». Der Kauf wurde dann am 1.1.1999 besiegelt.
1687
Bau des Bauernhauses
in Oberösch.
Welche Auflagen hatte die kantonale Denkmalpflege?
Ich machte immer gute Erfahrungen mit der Denkmalpflege. Es ist einfach wichtig, dass man rechtzeitig mit diesen Leuten spricht, ihre Argumente anhört, selber Argumente vorbringt. Aber in einem alten Bauernhaus können beispielsweise keine Panoramafenster eingebaut werden; ein Bauernhaus mit einem grossen Vordach ist immer dunkel. Wir planten so, dass die Vorgaben der Denkmalpflege berücksichtigt wurden. Das Bauernhaus wollten wir als Bauernhaus aufrechterhalten, sonst hätten wir einen Neubau erstellen können.
Wie lange dauerte der Umbau?
Bevor wir mit dem Umbau begannen, richtete ich den Weinkeller fixfertig ein! Anfangs 2000 fingen wir an und im Dezember 2001 zogen wir ein. Fertig waren lediglich Küche, Wohnraum, Nasszelle, Schlafzimmer und Büro, aber alles rohbaumässig mit Windpapier, noch nicht verkleidet. Die Treppe war noch nicht vorhanden, in die oberen Räume gelangten wir über eine Leiter.
Wieviel mussten Sie noch für den Umbau aufwenden?
Ich habe die Kosten etwas unterschätzt und rechnete mit etwa 600 000 Franken, es wurden dann rund eine Million. Aber wir haben eine Wohnfläche von 300 Quadratmetern. Der Teufel liegt bekanntlich im Detail. So wollten wir schon damals weg von der Ölheizung. Der 20 000-Liter-Wassertank wird mit Solarpanels entlang der Zufahrtsstrasse geheizt. Im Winter heizen wir zusätzlich mit Stückholz (Tiba-Herd in der Küche). Einen Teil des Stroms gewinnen wir mit Photovoltaik-Anlagen, welche wir auf sieben separaten Häuschen im Garten installiert haben. Im ganzen Haus haben wir Fussleistenheizung.
20’000
Liter Wasser werden in einem Tank
durch Solarpanels geheizt.
Was macht den Reiz dieses Hauses aus?
Ein Bauernhaus steht in der Regel allein, mit Umschwung versehen. Es ist ein Holzhaus, welches Behaglichkeit verströmt. Ein Bauernhaus hat mehr Volumen, was eine grosszügigere Planung erlaubt. Das reizte uns.
Der Rundgang im Zeitraffer
Die anschliessende Besichtigung beginnt im grossen Ess- und Wohnraum. Bruno Jordi weist darauf hin, dass der Schmutz die Wände vor dem Umbau grau erscheinen liessen. Iris Jordi reinigte sie mit Dampfgerät und Lappen, nichts wurde sandgestrahlt. «Dies hätte das Holz verändert, die Weichteile würden damit entfernt», klärt Jordi auf. Im Essraum weist nicht jedes Sprossenfenster die gleiche Grösse auf. Iris Jordi wurde diese Tatsache beim Nähen der Vorhänge bewusst.
Zehn Räume auf 330 m2 Fläche
Im früheren Ökonomieteil, wo die Bauern mit ihren Pferdefuhrwerken ein und aus gingen, hat Bruno Jordi die ganze Front verglasen lassen, damit viel Tageslicht in die oberen Wohnräume fällt. Im ersten Obergeschoss treffen wir zuerst auf den Whirlpool, der eigentlich zu wenig genutzt werde, wie Bruno Jordi gesteht. Hier befindet sich auch der Privat-Wohnbereich mit Fernseher und Musikanlage, Gäste werden im EG bewirtet. Auf dem gleichen Stockwerk fehlt selbst ein Dampfbad nicht. Über eine Glasplatte, welche die Teildurchsicht zum Erdgeschoss ermöglicht, gelangt man zu einem Gästezimmer und zum Schlafzimmer der Hausbesitzer. Eine weitere Nasszelle mit Toilette ergänzt das Ensemble des ersten Obergeschosses.
34
Jahre lang stand
dieses Haus leer.
Geschichte des Hauses nicht dokumentiert
Im zweiten Obergeschoss befindet sich der eigentliche Gästeteil mit zwei komplett eingerichteten Schlafräumen, wieder versehen mit Nasszelle und Toilette. Die zwei Zimmer fallen auf durch ihre Grösse und Höhe. «Eigentlich prädestiniert als Schlafzimmer, könnte man meinen», erklärt Bruno Jordi. «Aber warum soll man die schönsten Räume des Hauses buchstäblich ‹verschlafen›? Das wäre doch schade! Deshalb werden sie nun nicht von uns, sondern von unseren Kindern und Grosskindern bevölkert, wenn sie zu Besuch kommen.» Die Hausbesichtigung endet mit dem Gang in den Weinkeller, der mehrere hundert feinster Preziosen beherbergt. Die Flaschen waren die «ersten Mieter», bevor Jordis ins Bauernhaus einzogen. Die Geschichte des bald 340-jährigen Hauses und seiner Bewohner sei leider nirgends dokumentiert, bedauert Bruno Jordi. Aber er hat die Geschichte ab 1999 neu geschrieben.