Wasser ist das Elixier der 70-jährigen Jutta Mani. Deshalb war für sie immer klar, dass sie dereinst am Wasser leben möchte. 2015 setzte sie den Wunsch in die Tat um und wohnt seither auf dem Campingplatz Seerose am Moossee in Moosseedorf.
Warum denn gerade ein Campingplatz?
Als der Ruhestand näher rückte, hiess es «Jetzt oder nie» für meinen Lebenstraum «Wohnen am Wasser». Deshalb suchte ich mir eine Wohnung am Moossee, um abzuwarten, was die verschiedenen Wartelisten auf den Campingplätzen zum Wohnen im Seeland bringen würden. Bereits als Kind beeindruckte mich, dass Leute, die am Wasser wohnen, anders sind. Einerseits die Freiheiten, die man sich gegenseitig zugesteht, andererseits das Interesse füreinander: Man fühlt sich gut aufgehoben. Leben auf dem Camping erlaubt mir viele Freiheiten, die ich als Mieterin in einem Mehrfamilienhaus nicht hätte. Allerdings ist das Auto ein unentbehrliches Transportmittel, denn der öV kommt nicht bis an den Moossee.
Warum fiel Ihre Wahl auf Moosseedorf?
Zufällig! Während ich in der provisorischen Mietwohnung oben am Moossee auf die passende Gelegenheit wartete, mich an einem See niederzulassen, verbrachte ich damals schon fast jede freie Minute am Moossee und machte mich vertraut mit den Camping-Bewohnenden. Weil die vorherige Besitzerin meiner Parzelle unerwartet verstarb, musste ich mich rasch entscheiden und übernahm die Parzelle in Pacht, das war 2015.
Welche Anforderungen hatten Sie an Ihr Wunschhaus?
Klein, möglichst wenig Türen, nur ein Raum, schon wegen der Beheizung. Ich heize mit Holzpellets in Kombination mit einer Wärmepumpe. Möglichst grosse Fenster, am liebsten eine Fensterfront. Möglichst in den Farben gelb, gold, schwarz.
Beer Holzbau AG in Ostermundigen hat mir mein Haus nach modernsten Erkenntnissen gebaut, genau nach meinen Vorstellungen eines nachhaltigen Alterssitzes. Nur mein Wunsch nach Solarzellen wurde damals nicht bewilligt.
Wie lange dauerten die Bauarbeiten?
Vom ersten Spatenstich bis zur Schlüsselübergabe knapp fünf Monate. Es handelt sich um Elemente, die in Ostermundigen gebaut, auf den Campingplatz gebracht und hier zusammengestellt wurden. Das ganze Haus steht wegen des Moorbodens auf Säulen.
Entspricht diese Wohnform immer noch Ihren Vorstellungen?
Ja, auf jeden Fall. Und ich möchte diese Wohnform bis zum «seligen Ende» beibehalten. So klein mein Haus mit Garten ist, es gibt immer etwas zu tun, es ist aber überschaubar. Die ganze Parzelle misst 110 Quadratmeter, die Wohnfläche etwa 50. Beer Holzbau AG hat meinen Wunsch nach einem Singlehaus vollumfänglich erfüllt.
Mussten Sie sich von vielem trennen, bevor Sie hierher gezogen sind?
(Lacht) Von zig Paar Schuhen und ebenso vielen Kleidungsstücken! Mein Leitmotiv für das Projekt Alterssitz war: «Reduce to the max», so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Das ziehe ich seit 2015 konsequent durch.
Wirklich?
Ja, ausser Lesebrillen an jeder Ecke und zwei geheimen Ausnahmen … dies aus reiner Bequemlichkeit.
Gestaltete sich der Trennungsprozess schwierig?
Ja, teilweise schon. Aber nach etwa drei Monaten war der Trennungsschmerz überwunden, wobei auch hier wieder eine Ausnahme: Eine Bücherwand voller Bücher ist immer noch in Bearbeitung zur Entsorgung. Heute empfinde ich das Loslassen sogar als Erleichterung, buchstäblich als Entlastung –
und so wenig Platz lehrt Ordnung.
Was schätzen Sie besonders?
Ich schätze meine Nachbarschaft sehr, sie sind da, spontan und unaufdringlich.
Auch die vielen Haustiere meiner Nachbarn mag ich sehr. Mein pflegeleichtes Haus, meinen geduldigen Garten und kaum ein Muss für irgend etwas.
Kochen Sie meist selber?
Ja, aber Einkäufe mache ich ungern. Mehrheitlich koche ich selber – ausgewogen, einfach, mit geringem Energieverbrauch. Bewusst kochen, essen und geniessen gehören für mich zu einem weiteren Lebensmotto. Fleisch und Fisch gibts nur einmal in der Woche.
Wie beschäftigen Sie sich im Alltag?
Noch bin ich oft unterwegs, mit meiner Tochter und Enkelin, meinen Freunden und auch gern allein, um endlich mein Land detailliert anzuschauen. Vor allem im Winter schreibe ich gern, aber nur für mich. Ich lese viel, begeistere mich für Sprachen und sticke Gobelins, das ganze Haus ist volltapeziert.
Sie leben am Wasser. Wie oft sind Sie im Wasser?
Nicht mehr so oft wie früher. Aber wenn ich nach Hause komme, freue ich mich immer, dass «mein» See in seiner ganzen Schönheit da ist.