Nach einer umfangreichen Entwicklungsphase wurde Anfang April mit dem Spatenstich symbolisch der Baustart für die hochwertige und nachhaltige Wohnsiedlung Aarerain in Ittigen-Worblaufen (BE) gefeiert.
Direkt an der Aare entsteht zurzeit die erste Wohnsiedlung nach Plusenergie-Quartier-Standard (PEQ). Der Standard bringt mit einer einfachen und klaren Definition die nachhaltige Entwicklung im Gebäudebereich voran und leistet damit einen Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 des Bundes. Regierungsrat Christoph Ammann: «Plusenergie-Quartiere ermöglichen eine nachhaltige Entwicklung – ohne Einbussen im Wohnkomfort. Ich freue mich, wenn solche Leuchtturmprojekte über die Hauptstadtregion hinaus strahlen.»
Erstprojekt mit vielen Herausforderungen
Nach umfangreicher Entwicklungsphase haben im September 2023 die Vorbereitungen für die Baustelle begonnen, Anfang April folgte der Spatenstich. Es ist ein Projekt, das in dieser Grössenordnung und im Plusenergie-Quartier-Standard erstmals im Kanton Bern so umgesetzt wird. Die hauptsächliche Herausforderung war die bisher geringe Erfahrung mit diesem neuen Standard. Zudem musste für die Parzelle der Zonenplan angepasst und auch eine Überbauungsordnung erstellt werden, bevor das Baugesuch eingereicht werden konnte. Von den Architekturteams war eine Siedlungsentwicklung nach innen mit einer sehr hohen Ausnützung gefordert. Ebenso wichtig war eine dem Standort an der Aare angemessene architektonische Qualität sowie eine nachhaltige, ressourcen- und klimaschonende Bauweise. Losinger Marazzi entwickelte zusammen mit der CPV/CAP Pensionskasse Coop sowie der Gemeinde Ittigen das Projekt und wird es als Totalunternehmung realisieren. Für die Architektur zeichnet Fischer Architekten AG verantwortlich.
Plusenergie-Quartier produziert Energieüberschuss
Die neue Überbauung bietet 189 Wohnungen für bis zu 400 Bewohnerinnen und Bewohner. In den Erdgeschossen sind nebst den Wohnungen auch eine Kita und Atelierflächen geplant, die den Quartierplatz beleben werden. Der Hangweg des Projekts Aarerain ermöglicht einen barrierefreien Zugang in den Raum an der Aare und zum «Reckmätteli», dem neuen Wassersport- und Freizeitzentrum WFZ Worblaufen. «Was lange währt, wird endlich gut, lautet ja ein bekanntes Sprichwort», freut sich Gemeindepräsident Marco Rupp. «Das Projekt komplettiert die Umgestaltung des Aareraums Worblaufen und fügt sich perfekt in unsere nachhaltigen Grundgedanken der Siedlungsentwicklung ein.» Im Jahresverlauf wird die neue Wohnsiedlung Aarerain entsprechend dem Energie-Standard Plusenergie-Quartier (PEQ) mehr Energie produzieren als sie verbraucht. Erreicht wird das durch verschiedene energetisch innovative Lösungen wie dem konsequenten Einsatz von Photovoltaik (PV) auf den Dächern und an den Fassaden. Die PV-Paneele an den Fassaden der sechs- bis achtgeschossigen Gebäude werden in einem grün-blauen Farbton realisiert und geben das Farbenspiel der Aare und der Umgebung wieder. Die Wärmeerzeugung erfolgt mittels Erdwärmesonden und im Sommer werden mit der Entwärmung der Wohnungen über die Fussbodenheizung die Erdsonden regeneriert.
Naturnah und nachhaltig
Die Überbauung wird aber nicht nur hinsichtlich der positiven Energiebilanz punkten: Ansprechende Wohnungsgrundrisse, ein naturnahes Wohnumfeld mit Blick in den Aareraum und die grösstmögliche Freihaltung der Grünflächen zeichnen das nachhaltige Projekt aus. Dank der verdichteten Bauweise ist es möglich, die Grünflächen im östlichen Bereich der Parzelle freizuhalten. Dank dieser geschickten städtebaulichen Massnahme bleibt gut die Hälfte der Parzelle unbebaut und naturbelassen. Der autofreie Quartierplatz zwischen den Gebäuden bietet eine hohe Aufenthaltsqualität und wirkt mit verschiedenen Bodenbelägen und Begrünungen der sommerlichen Überhitzung entgegen.
Eckpunkte Plusenergie-Quartieren (PEQ)
Ziel ist es, dass PEQ in verschiedenen Räumen (Städte, Agglomerationen, ländliche Gebiete) und unter unterschiedlichen raumplanerischen Bedingungen (Wohn und Arbeitsgebiet oder Mischzonen) entstehen. Sowohl bei Neubauquartieren als auch bei Sanierungen.
Die Eckpunkte von PEQ (Auszug):
- Positive Jahresenergiebilanz
- Nutzen erneuerbarer Energien, smarte Technologien und Solararchitektur
- Leisten einen Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie 2050
- Werden über die Betriebsenergie definiert und durch weitere Aspekte des nachhaltigen Bauens ergänzt
- Ermöglichen es ältere Gebäude zu integrieren
- Konstant tiefe Betriebskosten
(Quelle: plusenergiequartier.ch)