Es kann auch mal eine sechzehn Meter hohe Tanne oder eine Moorlandschaft sein. Die spektakulären Gebäudebegrünungen der Berner Firma Aplantis sind in ganz Europa gefragt.
Die Landschaften und Installationen der Berner Begrünungs-Spezialisten von Aplantis sorgen seit einigen Jahren europaweit für Furore. «Innenbegrünung soll nicht mehr tropisch ausschauen, sondern wie die hiesigen Wiesen, Waldränder und Wälder. Dazu verwenden wir Pflanzen aus passenden Vegetationszonen, die unseren ähnlich sehen» Gerhard Zemp, der Praktiker, Visionär und Mitgründer von Aplantis, wuchs als Bauernsohn im Entlebuch auf. Als Bub war er oft und gerne mit seinem Grossvater in den hügeligen Wäldern, Hochmooren und Wiesen unterwegs. Diese Streifzüge prägten ihn und beeinflussen bis heute sein Denken und Schaffen. Wie wurde Zemp, der wohltuend geerdete Gartenbauingenieur und Architekt, zum international gefragten Experten für funktionale und spektakuläre Gebäudebegrünungen? «Aus Verzweiflung» meint er mit seinem trockenen Humor: «Als Gartenbauingenieur war ich früher für ein Unternehmen tätig, das Innenbegrünungen realisierte. Wir waren immer zu spät, die Planungsarbeiten längst abgeschlossen und die Budgets aufgebraucht. Unter diesen Bedingungen waren nur langweilige Standard-Begrünungen möglich. Das frustrierte mich zunehmend. Statt mich weiter zu ärgern wollte ich etwas bewegen, meine Ideen verwirklichen. Deshalb entschloss ich mich, berufsbegleitend Architektur zu studieren.»
Hochhäuser in Frankfurt und Düsseldorf, Basler Zoo und viele mehr
Während seines Architekturstudiums erkannte Zemp, dass Architekten eine andere Sprache sprechen als Gartenbauingenieure oder Gärtner. «Ich lernte die Architektensprache kennen und begann, meine Begrünungs-Visionen in ihre Sprache zu übersetzen.» Auf einmal hörten ihm die Architekten interessiert zu und involvierten den Begrünungs-Spezialisten frühzeitig in die Bauplanungen. Mit dieser Erkenntnis und seiner umfassenden Sicht als Neu-Architekt und Gartenbauingenieur, reifte in Zemp er Entschluss, eine Firma mit genau diesem Fokus zu gründen. Er vertraute seine Absichten einem guten Freund an, der spontan mitmachte. Dieser Freund war Francisco Bouzas, sein heutiger Aplantis-Geschäftspartner. Der studierte Betriebswirt war damals Projektleiter in einem Berner Unternehmen. So ergänzen sich Bouzas und der kreative Zemp seit der Firmengründung 2015 ideal. Sie planen und realisieren heute mit vier Mitarbeitenden Projekte in ganz Europa. «Das Herz von Aplantis schlägt hier an der Wasserwerkgasse in Bern. Ich bin etwa zur Hälfte im Büro, die andere Zeit verbringe ich im Intercity und arbeite vor Ort an unseren Projekten.» Die international gefragten Gebäudebegrüner planen aktuell Projekte für zwei neue Hochhäuser in Düsseldorf, ein EU-Ministeriums-Gebäude in Luxemburg, arbeiten regelmässig für die Deutsche Bahn, für SBB Immobilien, für Pharmafirmen, zahlreiche deutsche Stadtbehörden und weitere Kunden. «Oft werden wir von Architekturbüros für einen Wettbewerb beigezogen. Aktuell sind wir etwa beim Bau des neuen Betriebsgebäudes Basler Zoo an einer Fassadenbegrünung oder bei einem Neubau im isländischen Reykjavik engagiert.
Ursprüngliche Natur in Gebäude verpflanzen
Gebäude der neuen Generation bieten attraktive Arbeits- und Wohnwelten, sollten gleichzeitig nachhaltig, ökologisch und kreislaufwirtschaftlich gebaut sein. Diesen Trend hat Zemp früh erkannt und umschreibt die Aplantis-Kernkompetenzen folgendermassen: «Wir begleiten und beraten unsere Kunden in sämtlichen Projektphasen; von der strategischen Planung bis zur Pflege und Bewirtschaftung der Begrünung. Unser interdisziplinäres Team aus Architekten, Ingenieuren und Kreativen plant, berechnet und gestaltet wegweisende Grünräume in, an und auf Gebäuden.» Die Pflanzenwelten sind immer auch funktional wertvoll. Je nach Bedürfnis optimieren sie die Gebäude energetisch und verbessern das Innenklima, indem die Räume so befeuchtet werden, dass speziell im Winter ein gesundes Raumklima herrscht. «Das planen und berechnen wir mit Klima-Ingenieuren und Raumtechnikern zusammen. Wir wissen von allen eingesetzten Pflanzen, wieviel Feuchtigkeit sie abgeben. Haben wir die geeigneten Pflanzen bei unseren Gartenbaupartnern gefunden, werden sie in teilweise sehr hohen Gewächshäusern an die Innenraum-Bedingungen akklimatisiert.» Jetzt kommt Zemp ins Schwärmen: «Ich bin in den Entlebucher Hügeln aufgewachsen, deshalb baue ich wo immer möglich Topografien mit bis zu zwei Meter Höhenunterschied in unsere Indoor-Grünlandschaften ein.»