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Marco Andreoli, CEO der CTA AG, weiss um die Vorteile von Wärmepumpen. Fotos: Fabian Hofmann
Wärmepumpen sind stark auf dem Vormarsch

«Wärmepumpen gewinnen bis zu 80 Prozent der Energie aus der Natur»

Mit nur 20 bis 30 Prozent Strom erzeugen Wärmepumpen 100 Prozent Wärmeleistung. Die 1981 gegründete CTA AG Klima-Kälte-Wärme, Münsingen, ist die grösste Wärmepumpen-Her­stellerin der Schweiz. Marco Andreoli, CEO der CTA AG, im Gespräch mit dem WohnBär.

Sie steigern zurzeit die Wärmepumpen-Produktion in Münsingen durch einen Erweiterungsbau. Das Geschäft brummt in diesem Bereich?
Ja, CTA versucht immer wieder auf proaktive Weise, sich weiterzuentwickeln. Dazu gehört auch der Weiterausbau des Firmengebäudes. Wir wollen uns im Bereich Wärmepumpen mit innovativer Technik erweitern, und zwar von der Haus-Wärmepumpen- bis hin zur Gross-Wärmepumpen-Fertigung. Zusätzlich ist auch ein Weiter- und Ausbildungszentrum geplant. Der Neubau wird im Mai/Juni 2024 abgeschlossen sein. Mit Wärmepumpen gewinnen wir bis zu 80 Prozent der Energie aus der Natur und wir sind stolz, dass wir einen bedeutenden Beitrag zur Energiezukunft der Schweiz beitragen können.

Wird Ihr Ausbildungszentrum auch für externe Nutzer zugänglich sein?
Hauptsächlich benützen wir das Zentrum für unsere Servicetechniker, aber auch Heizungsinstallationsfirmen können von unserem Ausbildungszentrum profitieren, indem wir ihnen zeigen, wie man die Geräte optimal einbindet.

Können Sie die enorme Nachfrage nach Wärmepumpen befriedigen?
Bei Sanierungen empfehle ich der Bauherrschaft, sich mindestens ein halbes Jahr vor Beginn nach den realisierbaren Möglichkeiten zu erkundigen. Unter diesen Voraussetzungen sind wir heute gut aufgestellt und auch gut lieferfähig.

Wie lange heizen wir noch mit fossilen Brennstoffen?
Das Ziel des Bundes ist ja, bis 2050 die fossilen Brennstoffe durch erneuerbare Energieträger abgelöst zu haben. Ein grosser, wirtschaftlich interessanter Teil wird durch Wärmepumpen abgedeckt. Es wird auch Fernwärmenetze geben.

Wird die Schweiz das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, erreichen?
Wenn sich jede:r Einzelne überlegt, was sie/er dazu beitragen kann und die Umsetzung jetzt anpackt, stehen die Chancen gut.

Welche Energiequellen sind am häufigsten für eine Wärmepumpe: Erde, Luft oder Wasser?
Sehr oft werden Erdsonden eingesetzt. Bei grösseren industriellen Bauten eher Wasser oder Luft. Etwa gegen 20 Prozent wird Wasser als Energiequelle genutzt und je etwa 40 Prozent Erdwärme und Luft.

Gibt es auch Standorte, wo beispielsweise nicht nach Erdwärme gebohrt werden kann?
Ja, es gibt Gebiete, wo man nicht bohren darf. Bei Trinkwasservorkommen geht es beispielsweise nicht überall. Die Kantone publizieren Eignungskarten, damit die Chance auf eine Bohrbewilligung schnell und kostengünstig ermittelt werden kann. Auskünfte geben auch die kantonalen Gewässerschutzfachstellen.

Was halten Sie von anderen alternativen Energieträgern wie Holzpellets?
Generell erachte ich alle erneuerbaren Energieträger als sinnvoll. Der grosse Vorteil einer Wärmepumpe besteht darin, dass sie voll automatisiert ist. Wartung und Unterhalt fallen weitgehend weg.

Wie lange müssen Kunden zurzeit auf eine CTA-Wärmepumpe warten?
Wir können heute die Geräte innerhalb von zwei Monaten liefern. Das war noch vor einem Jahr nicht so.

Von wem werden bei Ihnen Wärmepumpen am meisten nachgefragt?
Von den Privatkunden, meistens erfolgt die Anfrage über die Heizungsinstallateure, aber mehr und mehr werden Wärmepumpen auch in Grossbauten eingesetzt. Auch für industrielle Prozesse kann die kombinierte Nutzung mit Wärmepumpen/Kälteanlagen eingesetzt werden; das ist nur noch nicht so bekannt. Ich denke spontan an das Fussballstadion St. Jakob-Park in Basel, besser bekannt als «Joggeli», wo wir gerade daneben eine grosse Wärmepumpe installieren durften, die dann in die Fernwärme-Nutzung eingebunden ist.

Wir beurteilen Sie die Akzeptanz der Wärmepumpe als Energieträger?
Weil es sich bei der Wärmepumpe um das wirtschaftlichste Heizsystem handelt, wird sie in über 80 Prozent aller Neubauten eingesetzt. Aber auch bei Sanierungen beobachten wir eine steigende Tendenz. Wichtig ist die minuziöse Analyse des Objekts, das ist dann primär die Aufgabe unserer Heizungsinstallateure.

Wo in der Schweiz installieren Sie zurzeit am meisten Wärmepumpen?
Ganz klar im Mittelland.

Wie steht die Stadt Bern bezüglich Wärmepumpen da?
Je nach Quartier unterschiedlich. An gewissen Orten kommt auch Fernwärme zum Zug. Es besteht zweifellos noch Potenzial, aber man muss auch genau hinschauen, wo eine Wärmepumpe Sinn macht. Mitten in der Altstadt denke ich eher weniger …

Man hört immer wieder, vor der Liegenschaft platzierte Wärmepumpen verursachten Lärm.
Das ist immer weniger der Fall, unsere Geräte laufen sehr geräuscharm. Lärm wird aber sehr unterschiedlich wahrgenommen. Wir demonstrieren die Anlagen gerne vorher. Es macht aber Sinn, die Anlage mindestens drei bis fünf Meter vom Schlafzimmerfenster entfernt installieren zu lassen.

Der Energiebedarf Ihres Unternehmens wird durch Solarenergie gedeckt. Wird CTA diversifizieren und dereinst auch Solarpanels herstellen?
(Lacht) Nein, das haben wir nicht im Sinn. Aber wir arbeiten natürlich eng mit dafür spezialisierten Partnern zusammen. Es gibt aber Lösungen, dass unsere Geräte mit Solaranlagen kommunizieren können. Unsere Wärmepumpen sind das Bindeglied. Wenn der Strom erzeugt wird, wird dann geschaut, wo dieser auch im Betrieb der Wärmepumpe optimal eingesetzt werden kann.

Eine Veranschaulichung der Funktionsweise einer Wärempumpe finden Sie im gedruckten WohnBär (separater Bund im BärnerBär) und in unserem e-Paper.

PERSÖNLICH

Marco Andreoli, geboren 1968, wuchs in Münsingen auf. Der studierte Betriebsökonom HWV arbeitet seit mehr als 30 Jahren bei CTA. 2009 übernahm er von seinem Vater die Leitung des Unternehmens als CEO. Marco Andreoli hat zwei Kinder und lebt in der Nähe von Murten. Den Ausgleich zum Beruf findet er beim Tennissport und in der Musik.

FAKTEN

  1. Heizen erzeugt über 17 % der gesamten CO₂-Emissionen in der Schweiz.
  2. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen jährlich zusätzlich 30 000 Heizungen ersetzt werden.
  3. Im Kanton Bern sind rund 46 % der Wohngebäude mit Öl
    beheizt, 12,2  % mit Gas und
    lediglich 15,5% mit Wärmepumpen (Stand Ende Oktober 2023).
  4. Der Kanton Bern fördert den Einbau von Luft-Wärmepumpen mit 6000 Franken und mit 10 000 Franken für Erdsonden-Wärmepumpen.
  5. Bis 2035 sollen 70 % aller Heizungsträger erneuerbar sein.

Quellen: Bundesamt für Energie BFE, Energieheld Schweiz

GUT ZU WISSEN

Kann ich für mein Gebäude eine Erdwärmesonde bohren?
Erdwärme-Sondenbohrungen sind in der Schweiz bewilligungs­pflichtig. Aus gewässerschutzrechtlichen und anderen Gründen können
in gewissen Gebieten keine Bohrungen/Nutzungen statt­finden. Die Regelungen sind kantonal unterschiedlich. Auf www.kann-ich-bohren.ch des Bundesamts für Energie BFE, können Sie prüfen, ob Bohrungen am jeweiligen Standort der Schweiz möglich sein könnten.

Grobkosten-Rechner
Hier können grob die Kosten ermittelt werden: cta.ch/de/privatkunden/waermepumpen/grobpreisrechner/fragen

So gelangen Sie an Fördergelder:
Auf www.energiefranken.ch von EnergieSchweiz finden Sie das
passende Schweizer Förderprogramm für Energie und Mobilität.

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