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Neubau Siedlung Meienegg – Stöckacker Nord

Wo die Stadtentwicklung fortgeschrieben wird

400 neue Wohnungen sollen in der Meienegg in Bümpliz entstehen. Foto: zVg

In der Meienegg in Bümpliz sollen über 400 neue Wohnungen entstehen. Das Projekt von huggenbergerfries Architekten bietet modernes Wohnen – und steht doch in der Tradition des Bauens in Bern West seit dem Zweiten Weltkrieg.

«Das Siegerprojekt bringt an diesem Ort eine grosse sozialräumliche Qualität für eine zeitgemässe, im Wohnungsangebot zukunftsweisende und architektonisch sehr gute Gesamtüberbauung», schrieb vor drei Jahren das Preisgericht des Projektwettbewerbs in seiner Würdigung. Zwölf Teams hatten sich an dem von der FAMBAU Genossenschaft in Kooperation mit der Stadt durchgeführten Projektewettbewerb im Einladungsverfahren beteiligt. Mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde das Projekt «MEIE» von huggenbergerfries Architekten, Zürich.

«Es entsteht ein neuer Quartierteil mit einem Mehrwert für die Bewohnerschaft und die umliegenden Quartiere», urteilte das Preisgericht weiter. Anstelle der in den frühen 1950er-Jahren von Hans und Gret Reinhard im Auftrag der kurz zuvor gegründeten Wohnbaugenossenschaft FAMBAU realisierten Familiensiedlung soll im Stöckacker-Quartier neu eine Siedlung mit über 400 Wohnungen in verschiedenen Grössen und für unterschiedliche Wohnbedürfnisse und einem grosszügigen, grünen Innenraum entstehen.

Den Neubau der Siedlung Meienegg versteht das Team der Architektinnen und Architekten als ein Generationenprojekt. Die Architekten sprechen auch von einer Antwort auf die Sozialverträglichkeit des Wandels. Das Projekt ist fertig ausgearbeitet und zur Ausführung bereit. Im kommenden Jahr kommt die geplante Überbauung in den politischen Entscheidungsprozess. Das Projekt beinhaltet die etappierte Transformation und Verdichtung der Siedlung, verbunden mit einem Teilerhalt des historischen Bestands als «hommage d’histoire et architecture» an Hans und Gret Reinhard. Viele Wohnungen bleiben vorerst erhalten.

Der Geist der Pioniere
Die Siedlung Meienegg – Stöckacker Nord steht modellhaft für den künftigen Wohnungsbau in Bern. Sie nimmt die Leitlinien der baulichen Entwicklung im Stadtteil VI seit bald achtzig Jahren auf und entwirft Perspektiven für das Wohnen in der Stadt Bern im 21. Jahrhundert. Die neue Meienegg steht im gleichen Geist des Aufbruchs, von dem in den 1950er- und 60er-Jahren die Architekten und Planerinnen beseelt waren, als sie die Stadterweiterung im Westen an die Hand nahmen: Die Stadt weiterzubauen, zu günstigen Konditionen, genossenschaftlich organisiert, sozial und kulturell offen und tolerant.

Ins Tscharnergut und die anderen zu der Zeit gebauten Siedlungen – also auch in die Meienegg – zog ein neues städtisches Publikum, zumeist Menschen aus kleinen Verhältnissen, oft vom Land gekommen, die sich zum ersten Mal eine Neubauwohnung leisten konnten. Zwischen 1950 und 1975 entstanden in Bümpliz-Bethlehem in sieben Grossüberbauungen und zahlreichen weiteren, kleineren Siedlungen wie Stöckacker und Meienegg rund 7000 neue Wohnungen. Im Westen wurde Bern erst zur Stadt. Die Erneuerung der Meienegg kann nicht ohne diesen Hintergrund gelesen und entwickelt werden.

Neue Konzepte und Perspektiven
Die in den Nachkriegsjahrzehnten erstellten Wohnsiedlungen in Bümpliz-Bethlehem sind inzwischen aber sanierungsbedürftig und entsprechen oft nicht mehr zeitgenmässen Wohnbedürfnissen. Viele Wohnungen, gerade auch in der Meienegg, können nicht mehr an die Mieterschaft vermittelt werden, für die sie ursprünglich gedacht war. Eine breite gesellschaftliche Zusammensetzung der Bewohnerschaft ist vielerorts nicht mehr gewährleistet. Für die bauliche Entwicklung im Stadtteil VI braucht es neue, auf der Grundlage jetziger Lebens- und Arbeitsrealitäten entwickelte Konzepte. Dafür steht der Neubau der Siedlung Meienegg. Die FAMBAU Genossenschaft als Bauherrin hat sich nach umfangreichen Abklärungen für den Neubau entschieden, als zu schlecht erwies sich die Bausubstanz und der Sanierungsbedarf als zu erheblich.

Meienegg – Stöckacker Nord respektiert aber nicht nur die Baugeschichte. Das Projekt ist, wie das Preisgericht festhielt, auch zukunftsweisend. Es entspricht ganz den städtebaulichen Zielsetzungen von Stadtrat und Gemeinderat. Mit dem Stadtentwicklungskonzept STEK 16 strebt die Stadt die Schaffung sogenannter «Chantiers» an, baulichen Verdichtungen von Gebieten, die für die Weiterentwicklung der Stadt von Bedeutung sind. Stöckacker Nord, der Standort der Meienegg, liegt im «Chantier» Bümpliz-Nord, in unmittelbarer Nachbarschaft zum ESP Weyermannshaus, mitten in einem von der Stadt bestimmten Entwicklungsgebiet. Die FAMBAU Genossenschaft als Bauherrin versteht den Neubau der Siedlung ausserdem als Fortsetzung der 2009 – 2018 realisierten städtischen Siedlung Stöckacker Süd, auch sie ein Ersatzneubau einer Siedlung aus den 1940er-Jahren.

Die Erneuerung der Meienegg bewegt sich im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung in Bern West und folgt den wohnbaupolitischen Strategien und Zielen der Stadt. Ein Gewinn sowohl für die Anwohnerinnen und Anwohner als auch für das Bauen in Bern.

FAMBAU

Die Wohnprofis in Bern West: FAMBAU Genossenschaft

Die Gründung der FAMBAU war eine Antwort auf die Wohnmisere: Sie erfolgte 1945 kurz vor Baubeginn der Siedlung Bethlehemacker, dem ersten grösseren Siedlungsprojekt von Hans und Gret Reinhard, das zweite folgte einige Jahre später in der Meienegg. Die FAMBAU war ein Zusammenschluss verschiedener gewerblicher Genossenschaften, Gipser und Maler, Schreiner und Zimmerleute, Metall- und Baugewerbe sowie die Konsumgenossenschaft.

An Wohnungsbau und -bewirtschaftung in Bümpliz-Bethlehem ist die FAMBAU bis heute massgeblich beteiligt. Die FAMBAU ist die zweitgrösste Wohnbaugenossenschaft der Schweiz, aber unter den über 3000 Einheiten ihres Port­folios nimmt der Stadtteil VI noch immer den grössten Anteil ein. Als eine der ersten Eigentümerinnen von grossen Liegenschaften und Hochhäusern im Westen von Bern hat sich die FAMBAU der Sanierung ihres Wohnungsbestands angenommen.

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