CURLING-TEAM TIRINZONI

Auf Siege abonniert

Selina Witschonke hat den Stein abgegeben, Carole Howald (links) und Alina Pätz (rechts) warten auf die Wisch-Kommandi von Skip Silvana Tirinzoni.

Der 56. Internationale Berner Damen-Cup war fest in Schweizer Hand. Das favorisierte Team um Skip Silvana Tirinzoni qualifizierte sich souverän für den Final, in dem es auf das starke Quartett von Skip Xenia Schwaller traf. In einem hochstehenden Endspiel schwangen schliesslich Silvana Tirinzoni, Alina Pätz, Carole Howald und Selina Witschonke mit 3:1 obenaus und sicherten sich das erste Preisgeld von 5500 Franken. 

Ob in Kanada, den USA, in China, Japan oder ganz Europa: Im Curlingsport ist das Team Tirinzoni ein Begriff. Seit Jahren curlen Skip Silvana Tirinzoni und Alina Pätz, die auf Position 4 die wichtigsten Steine spielt, auf der Erfolgswelle. Vor drei Jahren stiess die Bernerin Carole Howald und vor zwei Jahren Selina Witschonke zum Team, das auf Siege und Medaillen abonniert ist.

Das erfolgreiche Quartett, das zuletzt in dieser Besetzung zweimal den Europameistertitel holte und an diesem Anlass seit 22 Spielen ungeschlagen ist, sechs (Alina Pätz) resp. vier (Silvana Tirinzoni) Weltmeistertitel feierte, hat ein grosses Ziel vor Augen. Nach dem undankbaren vierten Platz an den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking soll im kommenden Jahr in Cortina d’Ampezzo endlich auch olympisches Edelmetall gewonnen werden. «Unser Ziel ist ganz klar eine Medaille», sagt mit Silvana Tirinzoni die Erfahrenste aus dem Quartett. «Im Curling leben wir in einem Vier-Jahres-Rhythmus; deshalb ist für uns Cortina d’Ampezzo auch so wichtig, nachdem wir die Medaille in Peking knapp verpasst haben.» «Curling ist in den letzten Jahren bedeutend professioneller geworden, die Spielerinnen und die Rahmenbedingungen haben sich klar verbessert, Siege fallen einem nicht in den Schoss», sagt Alina Pätz.

Curling zuerst

Im Leben der vier Frauen steht in der Prioritätenliste Curling ganz oben. «Wir wissen, was es braucht, um an der Weltspitze mitzuspielen. Das ist auch einer der Gründe, dass bei uns immer Curling zuerst und alles andere danach kommt», sagt die Bernerin Carole Howald, die im Tirinzoni-Team auf Position 2 spielt, nachdem sie vorher bei Skip Binia Feltscher als Third gespielt hatte. Silvana Tirinzoni gab vor fünf Jahren ihren Job als Projektmanagerin einer Bank auf und widmet sich seither als Profispielerin rund um die Uhr dem Curling. Vor sieben Jahren wagte sie in ihrem Team einen entscheidenden Schritt. Sie blieb zwar Skip, spielt aber seither auf Position 3 und überlasst der nervenstarken Alina Pätz die letzten beiden Steine, die meist in einem End entscheidend sind. «Ich musste damals Verantwortung abgeben und die Strategie anpassen. Bei mir selbst wusste ich immer, in welcher Verfassung ich bin, ob ich heute die schwierigsten Steine ‹bringe› oder nicht. Seit der Umstellung muss ich dies bei Alina fühlen und die Taktik entsprechend anpassen.» Der Erfolg, der sich in den letzten Jahren beim Team eingestellt hat, ist die Bestätigung dafür, dass sich der Tausch gelohnt hat. Alina Pätz, die Schwester von Claudio Pätz, der 2013 zusammen mit ihrem Lebenspartner Sven Michel Europameister wurde, scheint für Beobachter ein Nervenkostüm zu besitzen, das aus Stahl sein muss. «Das sieht von ausserhalb des Rinks vielleicht so aus, aber auch ich bin vor der Abgabe eines Steins, der über Sieg oder Niederlage entscheidet, nervös.» Selina Witschonke, die Jüngste, die seit zwei Jahren im Team von Silvana Tirinzoni curlt: «Ich hätte mir noch vor zwei Jahren nicht im Traum vorstellen können, in diesem Quartett zu spielen. Es ist grossartig, ich mache Fortschritte und profitiere von der Erfahrung von Silvana und Alina.» Das Kompliment gibt Alina Pätz sogleich zurück. «Silvana und ich sind begeistert von den Ideen, welche Carole und Selina ins Team bringen. Ihre Anregungen sind bereichernd und helfen uns weiter.»

Die schwierige Trainings­gestaltung

Die Tatsache, dass das Quartett an unterschiedlichen Orten wohnt, hat Auswirkungen auf die Gestaltung der Trainings. Ist das Team nicht unterwegs an einem Turnier, trainieren die vier Frauen dienstags und mittwochs gemeinsam, an den anderen Wochentagen wird individuell geübt. Alina Pätz beispielsweise macht dies mit ihrem Partner Sven Michel, die anderen drei Frauen organisieren sich selbst in ihren Klubs. 

Kölliker: «Man spürt das Feuer»

Die Worberin Lenka Kölliker, seit letztem Herbst Präsidentin von Swiss Curling, verfolgt die Leistungen «ihres» erfolgreichsten Pferdes im Stall aufmerksam. «Man spürt bei jeder Spielerin, dass das Feuer lodert, die Leidenschaft für den Sport verbunden mit einem gesunden Ehrgeiz vorhanden sind. Wir versuchen bei Swiss Curling auf ihre Wünsche einzugehen, sie wo immer es möglich ist zu unterstützen und mit ihnen zusammenzusitzen und zu reden», so die Präsidentin, die viel frischen Wind in den Verband bringt und auch Verbindungsglied zu Swiss Olympic ist, wo Curling nicht zuletzt dank dem Tirinzoni-Team in der höchsten Kategorie eingestuft ist, wie beispielsweise Fussball, Tennis und Eishockey.

Foto: Daniel Zaugg

Text: Pierre Benoit

PERSÖNLICH

Skip und Third: Silvana Tirinzoni,
geboren am 25. Juni 1979. Vierfache Welt- und zweifache Europameisterin.

Forth: Alina Pätz, geboren am 8. März 1990. Sechsfache Welt- und zweifache Europameisterin.

Second: Carole Howald, geboren am 29. März 1993, sechsfache Welt- und dreifache Europameisterin.

Lead: Selina Witschonke, geboren am 17. Dezember 1998, zweifache Europameisterin.

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