FABIAN STAUDEMANN

Den Königstitel fest im Visier

Fabian Staudenmann gilt als grosser Favorit auf den Königstitel im Mollis.

Schwinger pflegen in einem Drei-Jahres-Rhythmus zu leben. Was für Leichtathleten, Skifahrer oder Schwimmer die in einem Vier-Jahres-Turnus stattfindenden Olympischen Spiele sind, ist für die «Bösen» das alle drei Jahre auf dem Programm stehende Eidgenössische Schwing- und Älplerfest. 

Am 30. August ist es in Mollis wieder so weit: Es  greifen die besten 280 Schwinger frühmorgens zusammen, wenn sie aufgefordert werden: «Manne, a d’Arbeit».

Die 63 Aktiven aus dem Bernisch Kantonalen Schwingerverband starten im Glarnerland als haushohe Favoriten in den zweitägigen Wettkampf, in dem es darum geht, möglichst viele Kränze ins Bernbiet zu entführen und den Königstitel, den Kilian Wenger, Matthias Sempach, Matthias Glarner und Christian Stucki zwischen 2010 und 2019 stets in den Kanton Bern holten, wieder zurückzuerobern. Vor drei Jahren drang der Innerschweizer Joel Wicki in die Erfolgsserie der Berner ein. 

Staudenmann – wer denn sonst
Die härtesten ausserkantonalen Gegner, welche es für die Berner zu bodigen gilt, heissen Samuel Giger, Joel Wicki, Pirmin Reichmuth, Werner Schlegel und Armon Orlik. Doch der turmhohe Favorit auf den Königstitel kommt aus dem Bernbiet, genauer gesagt aus Guggisberg, aktiv im Schwingklub Schwarzenburg. Fabian Staudenmann, seit dem 27. August 2023 ungeschlagen, führte in den vergangenen zwei Jahren die Jahreswertung des Verbands überlegen an. Um Ende August bereit zu sein und topfit in die Zwilchhosen steigen zu können, hat er sein Studium zurückgestellt. Staudenmann tut alles, um sich selbst und seine immer zahlreicher werdenden Fans am Eidgenössischen nicht zu enttäuschen. Aus dem eigenen Lager sind die Gegner ebenso zahlreich wie aus den anderen Teilverbänden. Sie wollen Staudenmann mit Siegen oder gestellten Gängen gegen die «Fremden» unterstützen, ohne aber die eigene Chance auf Eichenlaub oder den Titel zu vergessen. Angeführt wird diese Liste von Adrian Walther, dem Zwei-Meter-Mann aus Habstetten, dem Dorf, in dem auch der dreimalige Schwingerkönig Ruedi Hunsperger aufgewachsen ist. Routinier Matthias Aeschbacher, in Pratteln am letzten Eidgenössischen Wikis Schlussgang-Gegner, ist zusammen mit Walther ebenfalls ein heisser Anwärter auf den Titel. Mit Bernhard Kämpf, Severin Schwander, Michael Ledermann, Florian Gnägi und den beiden jungen Michael Moser und Fabio Hiltbrunner stellt das Berner Team weitere «Böse», denen ein Rang weit vorne im Klassement zuzutrauen ist.

Knochenharte Trainings
Wer die Möglichkeit hat, ein Training der Schwinger im Schwingklub Schwarzenburg, beim Kaderzusammenzug des Verbands oder im Worblental zu verfolgen, sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Da wird nach einem schweisstreibenden Aufwärmen während rund zwei Stunden geschwungen. Die Aktiven werden von den Technischen Leitern oder von Kult-Trainer Michel Olivari gefordert, bis die letzten Kraftreserven aufgebraucht sind. Auch in diesen Trainings ist Fabian Staudenmann der Athlet, den seine Rivalen gerne auf den Rücken legen wollen, doch das ist ebenso selten wie ein Sieg des FC Schwarzenburg gegen die Young Boys.

Ich werde peinlich genau darauf achten, dass
ich Ende August mit vollen Batterien nach Mollis
fahren kann.

Fabian Staudenmann


«Wir haben ihn auch schon bezwungen, doch das kommt wirklich praktisch nie vor», sagt Klubkollege und Freund Michael Ledermann. Bei unserem Besuch im Keller des Schulhauses Schwarzenburg ist die Luft stickig, verbraucht, neblig und schweissgetränkt, uns fällt am Rande des Sägemehls bereits das Atmen schwer. 

Favoritenrolle ist kein Problem
Bei einer der wenigen Pausen ergibt sich die Gelegenheit, mit dem «Unschlagbaren» zu sprechen. «Die Favoritenrolle ist keine Last, sondern bedeutet im Gegenteil zusätzliche Motivation.» Der Überschwinger ist sich bewusst, dass die Erwartungshaltung der Schwingerfreunde im ganzen Bernbiet riesig ist, doch er findet dies nicht unangenehm, sondern «cool». Das Mathematikstudium geniesst im Moment höchstens dritte Priorität. Er widmet sich mindestens bis zum Eidgenössischen ausschliesslich dem Schwingen, weil er weiss, dass die Konkurrenz nicht schläft und er «l’homme à battre» ist. Zusammen mit Adrian Walther, Lario Kramer, Patrick Gobeli und Curdin Orlik reiste er vor kurzem nach Gran Canaria. Dort war nicht «dolce far niente», süsses Nichtstun, angesagt, sondern hartes Training. Das absolviert Staudenmann ebenso an der Sportschule Magglingen, wo er nicht nur seine WKs absolviert. Wochenlang trainiert er hoch über dem Bielersee mit rund 15-30 anderen Spitzenschwingern unter der Anleitung von Matthias Glarner, dem König von Estavayer 2016 und OK-Präsidenten des Eidgenössischen 2028 in Thun. «Ich werde peinlich genau darauf achten, dass ich Ende August mit vollen Batterien nach Mollis fahren kann.Entsprechend schwierig war für mich auch die Saisonplanung», sagt der seit Jahren stärkste Schweizer Schwinger. Deshalb ist seinem Jahresprogramm zu entnehmen, dass er vor dem Eidgenössischen nach der Teilnahme am Nordwestschweizerischen in Lenzburg eine 20-tägige Wettkampfpause einlegen wird.

53 000 Zuschauende in der Arena auf dem Flugplatz Mollis und Millionen an den Bildschirmen werden im Morgengrauen des 30. August die Kämpfe verfolgen. Die Freunde des Schwingsports sind gespannt, wer die Nachfolge von Joel Wicki antreten wird. Wer auf Fabian Staudenmann tippt, hat grosse Chancen, wenigstens ein paar Batzen zu verdienen, denn die Quote auf seinen Sieg wird in den Wettbüros zweifellos die Kleinste sein. 

Foto: Barbara Loosli

PERSÖNLICH

Fabian Staudenmann wurde am 15. April 2000 in Bern geboren. Er wohnt in Bern und Guggisberg. Er gewann 2021 den Kilchberg-Schwinget, der nur alle sechs Jahre stattfindet. Er hat bisher 55 Kränze, 17 Kranzfeste und den Jubiläumsanlass 2024 gewonnen und erreichte 2019 in Zug mit 19 Jahren und 2022 in Pratteln den eidgenössischen Kranz. Letzte und vorletzte Saison war er Schwinger des Jahres. Er gewann in diesem Jahr das Bernisch Kantonale, das Oberaargauische, das Mittelländische, das Oberländische, auf der Rigi und der Schwägalp und den Saisonhöhepunkt, das Jubiläumsfest des ESV.

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