Siegestor in der Ajoie und gegen Ambrì-Piotta, Führungstor gegen den EHC Biel, Ehrentreffer gegen Gottéron – Marco Lehmann, der wieselflinke, technisch starke und torgefährliche Stürmer ist – endlich – in Bern angekommen.
Als im Dezember 2021 bekannt wurde, dass der Rapperswiler in Zukunft das Dress der Mutzen tragen wird, war die Begeisterung im und rund um den SCB nicht zu überhören. «Ich freue mich, dass einer der talentiertesten und besten jungen Spieler mit einer hervorragenden Einstellung zum SCB stösst», liess sich Sportchef Andrew Ebbett damals zitieren und mit dieser Aussage die Erwartungshaltung bei den Fans nochmals in die Höhe schnellen.
Der Start hätte für den Hoffnungsträger, der mithelfen sollte, den SCB nach mageren Jahren wieder in die vordere Tabellenhälfte zu führen, besser nicht sein können. «Ich träumte schon in meiner Jugend vom SCB. André Rötheli, Martin Plüss und Ivo Rüthemann waren meine Idole.» So war es logisch, dass Marco Lehmann die Chance packte und vom oberen Zürichsee an die Aare wechselte.
In den Tests im Sommertraining zur vergangenen Saison war Lehmann der Beste, die Treppe auf den Niesen über 11 674 Stufen auf 1669 m über Meer bewältigte er von allen Kadermitgliedern am schnellsten – alles deutete darauf hin, dass der Zürcher in Bern durchstarten und die hohen Erwartungen erfüllen könnte. «Ich wurde im Team hervorragend aufgenommen, fühlte mich gut und war überzeugt, dass wir vor einer erfolgreichen Saison stehen. Ich sah die Möglichkeit, einen Schritt vorwärts zu machen und im SCB eine gute Rolle einzunehmen, deshalb bin ich hierhergekommen. Im Sommer lief alles perfekt. – bis zu den Ferien auf Kreta, die meine Welt veränderten.»
Das verfluchte Virus
«Von einem Tag auf den anderen war alles anders. Bereits am zweiten Tag hat mich ein Virus erwischt, das böse Folgen nach sich zog. Es war so schlimm, dass ich vorzeitig nach Hause fliegen und mich nach der Ankunft sogleich in die Notfallstation begeben musste. Weil keine Besserung eintrat, wurde in Bern vom Verein und den Ärzten dieses und jenes versucht, um der Sache auf die Spur zu kommen. MRI-Untersuchungen, Magen-Darm-Spiegelung, es wurde wirklich nichts unterlassen, doch der Grund des Übels blieb unerkannt. Ich fühlte mich schwach, müde und an einen Einsatz war unter diesen Umständen nicht zu denken.»
Beim SCB wurde alles unternommen, um dem Pechvogel zu helfen. «Zahlreiche Ärzte und Spezialisten suchten monatelang nach den Gründen für meine schlechte Verfassung. Ich konnte kaum etwas essen, verlor zehn Kilo an Gewicht, an einem Training teilzunehmen war unmöglich, geschweige denn ein Spiel zu bestreiten.»
«Es geht mir sehr gut»
Doch jetzt, gut ein Jahr später, nach den Ferien im Südtirol, sieht Marco Lehmann wieder Licht am Ende des Tunnels. «Dort ist das Essen ähnlich wie bei uns, das ist mit ein Grund, dass ich mich diesmal für einen Aufenthalt in einem Wellnesshotel in der nördlichsten Provinz Italiens entschieden habe, denn nach Kreta fliege ich sicher nie mehr in meinem Leben.» Im Sommertraining und bei den ersten Übungseinheiten auf Eis fühlte sich Marco Lehmann schon wieder so, als ob nichts geschehen wäre. «Es geht mir sehr gut, ich bin ähnlich fit wie ein Jahr zuvor, auch gewichtsmässig top, es ist alles, wie es sein soll.» Dies bestätigten bereits die ersten Meisterschaftsspiele mit eindrücklichen Auftritten des Flügelstürmers.
«Vom neuen Trainer Jussi Tapola, mit dem ich schon diverse Gespräche geführt habe. gewann ich sofort einen sehr guten Eindruck. Die Art und Weise, wie er mit den Spielern umzugehen pflegt, gefällt mir», sagt Marco Lehmann.
Bereits ein halber Berner
Ein paar Brocken haben sich bereits eingeschlichen, doch perfektes «Bärndütsch» spricht Marco Lehmann noch nicht. Trotzdem hat er bereits einige typische Berner-«Mödeli» angenommen, so beispielsweise den Besuch auf dem Märit. Wer am Samstagmorgen in die untere Altstadt oder auf dem Bundesplatz einkauft, hat durchaus Chancen, die Nummer 23 des SCB zu treffen.
«Ich koche jeden Tag zweimal. Gemüse, Salat, helles Fleisch, alles, was für einen Spitzensportler gesund ist. Steht kein Spiel auf dem Programm, fahre ich mit dem Velo auf den Märit und kaufe ein. Frisch muss es sein, ausgewogen, abwechslungsreich, so ernähre ich mich oder koche ich auch, wenn mir mein Bruder, meine Eltern oder Freunde einen Besuch abstatten.» Beim «Härdöpfu schinten» bietet sich ihm von der Küche aus auch der Blick auf den Bantiger und Eiger, Mönch und Jungfrau – noch näher liegt die PostFinance Arena, die er bei gutem Wetter oft auch zu Fuss erreicht.