Grösser könnten die Fussstapfen, die auf David Staudenmann warten, wahrlich nicht sein. Sein Vorgänger ist eine Handball-Legende und sein Vater hat als Trainer mit dem BSV vor knapp vier Jahrzehnten den letzten Meistertitel geholt.
Mit der Frage «Wer hat als Trainer den letzten Meistertitel geholt?» starten wir ins Gespräch mit dem «Neuen» auf der Trainerbank beim BSV. «War klar, dass diese Frage zuerst kommt», ist David Staudenmann amüsiert: «1985 war das. Mein Vater (Geri Staudenmann) war damals der Trainer. Und bevor Sie die nächste Frage stellen … in seinem Team spielte damals ein gewisser Martin Rubin.» Rubin, nach unzähligen Titeln als Spieler, wie auch als Trainer, amtete zuletzt als Cheftrainer beim BSV. Die Fussstapfen seien in der Tat «riesig», aber das sei für ihn keine besondere Belastung.
Hätte er sich gewünscht, dass Rubin noch länger Trainer geblieben wäre? «Warum nicht? Gerne.» Er freue sich aber auch, jetzt eigene Entscheidungen treffen zu können. Wird Staudenmann, er war lange Rubins Assistenz-Trainer und ist mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet, seinen Vorgänger einfach kopieren? Nein, das sei auch nicht so einfach möglich, denn: «Rubin entscheidet mit viel Bauchgefühl. Schon als Spieler, wie später auch als Trainer.»
Moderner Trainer
Er selbst sei eher einer aus der Garde der «Laptop-Trainer» und setze auf die heutigen Möglichkeiten. «Anhand der Daten aus Tools, Messsystemen und auch viel Einzelgesprächen wurde in der Vorbereitung die Belastung immer wieder angepasst, sodass auch für jeden Spieler genügend Ruhephasen eingeplant werden konnten.» Das sei essenziell. Denn, so Staudenmann: «Meine Spieler haben mit sieben Trainings pro Woche in etwa die gleiche Belastung, wie die Kicker im Wankdorf oder die Eishockeyaner in der PostFinance Arena. Aber Handballer, zumindest bei uns, sind in der Regel keine Vollprofis.»
Jugend forscht
Der BSV geht mit einem sehr jungen Team in die Saison. Das sei kein Zufall, sagt Staudenmann. «Wir sind ein Ausbildungsverein. In der Academy (National Handball Academy Bern, NHAB) werden seit 2020 junge Spieler unter professionellen Bedingungen ausgebildet und gefördert.» Erste Spieler hätten den Schritt in die höchste Liga der Schweiz, die Quickline Handball League, bereits geschafft. Wichtig sei auch, dass die zweite Mannschaft des BSV in der NLB schon auf hohem Niveau spiele. «So können wir jungen Talenten interessante Perspektiven bieten und sie auch in der Region halten.»
Auf der Torhüter-Position startet der BSV nur mit drei jungen Eigengewächsen in die Saison. Kein Risiko? «Es ist klar, dass im Handballtor Erfahrung ganz wichtig ist, aber wir wollten unseren jungen Keepern die Chance geben», so Staudenmann und ergänzt: «Junge Spieler werden Fehler machen. Das dürfen sie auch.»
In die Play-offs
Wann wird Staudenmann Vater Geri kopieren und den Titel nach Bern holen? «Wir sollten jetzt nicht über Titel reden», gibt sich der 42-Jährige bescheiden. «Unser erstes Ziel ist eine stetige und nachhaltige Weiterentwicklung aller Spieler, sowohl individuell als auch als Team, sowie die Implementierung und Umsetzung eines resultatunabhängigen Leistungsprinzips.»
Resultatunabhängig? Unwichtig, wo das Team in der Tabelle landen wird? «Natürlich nicht. Rangierungstechnisch sind die Play-offs unser klar definiertes Ziel.» Für Staudenmann sind die Teams aus Kriens und Schaffhausen die Favoriten auf den Titel. Vorne mitmischen könnten seiner Einschätzung nach auch Pfadi Winterthur und GC aus Zürich. Mit dem Rest der Liga sieht der Berner sein Team aber auf Augenhöhe.
In der QHL spielt jedes Team je drei Mal gegen die anderen. Die besten acht Teams spielen in den Play-offs um den Meistertitel, die beiden Letztplatzierten spielen in den Play-outs gegen den Abstieg.
Der BSV ist am Samstag bei den Kadetten in Schaffhausen mit einer Niederlage beim amtierenden Schweizer Meister gestartet. Die erste Halbzeit konnten die Berner relativ ausgeglichen gestalten und waren zwischenzeitlich sogar in Führung. In der zweiten Halbzeit konnten sich die Kadetten Schaffhausen absetzen und gewannen das Spiel 32:39. Der BSV musste beim Spiel auf den letztjährigen Top Scorer Felix Aellen verzichten, welcher wegen einer Grippe nicht dabei sein konnte. «In Anbetracht des krankheitsbedingten Ausfalls unseres Topscorers ist die Niederlage gegen die Kadetten verkraftbar», so Cheftrainer David Staudenmann. «Wir sind gegen die Besten der Liga mit unserer jungen Mannschaft momentan sicher klare Aussenseiter, wollen aber möglichst viel profitieren».
Heute Mittwoch wartet mit dem HC Kriens-Luzern bereits das zweite Schwergewicht auf das junge Berner Team. Angepfiffen wird die Partie um 19.15 Uhr in der Gümligen Mobiliar Arena.