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Auch an der Seitenlinie stets voll engagiert: Imke Wübbenhorst. Foto: KEYSTONE / ANTHONY ANEX

«Die Spielerinnen sind sehr lieb, auf dem Platz manchmal zu lieb»

Mit einem 2:2-Unentschieden stieg Trainerin Imke Wübbenhorst am Samstag in St. Gallen in ihre zweite Saison als YB-Trainerin. Die ehemalige Bundesliga-Spielerin sprüht noch immer vor Energie, ist voller Tatendrang und Ehrgeiz.

Im Gespräch mit dem BärnerBär sagt sie, wie sehr sie ihre Aufgabe bei YB schätzt und wie gross die Unterstützung im ganzen Verein ist, die ihr ein ruhiges Arbeiten mit dem Team ermöglicht.

Nach einem Jahr bei den YB-Frauen: Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Unsere Spielerinnen sind neben dem Platz sehr lieb, leider auf dem Feld manchmal sogar zu lieb. Dies ist keine neue Erkenntnis, das habe ich schon früh festgestellt. Wir haben bei YB gute, junge, talentierte Spielerinnen, aber in den Zweikämpfen erwarte ich noch etwas mehr Biss. Es ist auch mal eine Grätsche erlaubt, diese DNA brauchen wir, um bestehen zu können.

Sie haben die Meisterschaft auf Rang 5 beendet, im Viertelfinal gegen St. Gallen zweimal verloren und schliesslich im Platzierungsspiel um Rang 5 Aarau geschlagen. Sind Sie zufrieden?
Da sind wir wieder beim gleichen Problem. St. Gallen hat eine andere Struktur im Kader, verfügt auch über erfahrene Spielerinnen um die 30. Das Momentum sprach im Viertelfinal gegen uns. St. Gallen kam mit viel Selbstvertrauen nach einem guten Cupfinal, wir dagegen haben am Ende der regulären Saison gegen die besten Teams, GC, FCZ und Chênois/Servette hohe Niederlagen kassiert.

Wo sehen Sie am meisten Steigerungspotenzial?
Älter kann ich die Spielerinnen nicht machen. Wir müssen lernen, auf dem Feld etwas weniger lieb mit dem Gegner umzugehen. Leider fehlen uns mit Iman Beney und Malaurie Granges zwei wichtige Spielerinnen nach Kreuzbandrissen über längere Zeit.

Wie sieht Ihr Kader für diese Saison aus? Gab es viele Veränderungen?
Wir haben die geforderte DNA auswärts geholt und uns etwas Erfahrung zugelegt. Mit Ana Oliveira Leite kam eine Bundesligaspielerin zu uns. Die Deutsch-Portugiesin ist eine stabile Abwehrspielerin. Wibke Meister, eine linksfüssige, körperlich starke Aussenverteidigerin, kam vom Bundesligisten Turbine Potsdam, Courtney Strode, die uns vor einem Jahr in Richtung Basel verlassen hat, kehrte zurück, und mit Athena Kühn, eine Deutsch-Amerikanerin, stiess eine vielseitig verwendbare, schnelle und aggressive Verteidigerin zu uns, die sich leider im ersten Training einen Muskelfaserriss zuzog. Im Tor kam Inga Schuldt vom Bundesligisten SC Sand zu uns.

Iman Beney hat mit Ihrem kometenhaften Aufstieg für Schlagzeilen gesorgt, wurde von Nationaltrainerin Inka Grings als jüngste Spielerin für die WM aufgeboten und erlitt im letzten Training eine Kreuzbandriss. Wann kehrt sie zurück?
Sie wurde operiert und wird mindestens neun Monate ausfallen.

Die Belastung für eine Ende Juli erst 17 Jahre alt gewordene Spielerin war sehr gross. Zu gross? Meisterschaft, im April drei EM-Qualifikationsspiele mit der U19, im Mai vier Spiele an der U17-EM-Endrunde, dann ein Spiel mit dem A-Team.
Der Verband hat so entschieden.

Ihr Vertrag als YB-Cheftrainerin läuft Ende Saison aus. Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wie es weitergeht? Halten Sie YB die Treue?
Wir haben beschlossen, im Herbst zusammenzusitzen und die Situation zu besprechen. Fakt ist, dass ich mich hier sehr wohl fühle. Gewinnen wir, geht es mir sehr gut, generell kann ich mir vorstellen, hier zu bleiben.

Die Schweizer Frauen haben an der WM einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Was muss in Zukunft besser werden, damit der Abstand zu den weltbesten Teams nicht noch grösser wird?
Spanien ist eine andere Kragenweite, das wissen wir. Die Niederlage im Achtelfinal war abzusehen.

In zwei Jahren findet die EURO-Endrunde in der Schweiz statt. Denken Sie, dass sich dieser Grossanlass auch auf die Entwicklung des Frauenfussballs in der Schweiz positiv auswirken könnte?
Der Frauenfussball ist insgesamt im Kommen. Die Weltmeisterschaft hat gezeigt, dass in athletischer, technischer und taktischer Hinsicht grosse Fortschritte gemacht worden sind. Dazu kommt die erhöhte mediale Präsenz – ich denke, die EURO 2025 könnte in der Schweiz nochmals einen Schritt nach vorne bewirken.

Pierre Benoit

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