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Ultratriathletin EVA Hürlimann-Haueter

Dreifache Mutter und Weltrekordlerin im zehnfachen Triathlon

Zwischendurch gönnt sich die Ultra-Athletin auch mal eine Pause. Fotos: Pierre Benoit

Der Blick auf den Thunersee lässt das Herz höherschlagen, das Wetter ist – wie bestellt – traumhaft. Wir parkieren vor Evas Seeblick, wo die Gastgeberin Zimmer und Wohnungen anbietet, für Leute, welche die Schönheiten des Berner Oberlands erkunden wollen. Eva Hürlimanns Haare sind noch nass, sie hat ein leichtes Training auf dem Hometrainer absolviert. «Am Wochenende nehme ich’s manchmal locker», empfängt uns die Gastgeberin mit einem strahlenden Lachen.

Sie ist Weltmeisterin und Weltrekordhalterin in einer Disziplin, die bei Uneingeweihten nur Sprachlosigkeit hervorrufen kann. Eva Hürlimann ist Ultra-Athletin, die Beste der Welt. Ob ein Triple-Ultrathriathlon mit 11 km Schwimmen, 540 km Velofahren und 127 km Rennen, ein Quintuple (fünffacher) Ultratriathlon oder ein Deca-Ultratriathlon (zehnfacher) in zehn Tagen – Eva Hürlimann ist eine der Besten auf der ganzen Welt. Um nochmals die Lesenden in ungläubiges Staunen zu versetzen: Die Zahlen der Strecken, welche die Bernerin beim zehnfachen Triathlon bewältigt: 39 km Schwimmen, 1804 km Velofahren und 422 km Laufen – das alles in zehn aufeinanderfolgenden Tagen. 138 Stunden und 21 Minuten benötigte die dreifache Mutter bei ihrem Weltrekord. Sie unterbot die Bestzeit um sage und schreibe elf Stunden.

Keine Verbissenheit
Wer glaubt, einer verbissenen, nach Erfolg lechzenden, humorlosen, sturen Person gegenüberzusitzen, ändert sofort seine vorgefasste Meinung. «Ich habe keinen Trainingsplan, Priorität geniessen die Kinder», sagt Eva Hürlimann und ergänzt, «am Wochenende nehme ich es locker, wenn die Kinder da sind. Da gibt es auch mal ein Raclette mit Freunden, die zu Besuch kommen, «und dazu geniesse ich gerne ein Glas Wein, denn Wein fasziniert mich, mein Vater besass einen Rebberg. In der «off season», haben der Genuss und das Soziale Platz, geht es wie jetzt Richtung Wettkampf, bin ich konsequenter und froh, dass mein Umfeld dafür Verständnis aufbringt.» «Sage ich Eva bei einem Ultratriathlon, dass sie noch 110 km vor sich hat, entgegnet sie: aber ich habe schon 16 km hinter mir!», sagt ihr Lebenspartner und Betreuer Daniel Gruber. «Sie sieht alles immer positiv.»

Der Blick zurück
Eva Hürlimanns Leben war schon in frühester Jugend von Sport geprägt. In Bern geboren und im Seeland aufgewachsen, betrieb sie während sieben Jahren Eiskunstlauf, schwamm im Schwimmklub Biel und fuhr mit ihren Eltern und den beiden Brüdern mit dem Velo nach Südfrankreich ans Meer in die Sommerferien. Nach ihrem Umzug nach Bern, wo sie sich zur Pflegefachfrau ausbilden liess, entdeckte Eva Hürlimann ihre Liebe zum Triathlon. Die polysportive Frau trat dem Triathlon-Verein Bern bei und hatte so grossen Spass, dass sich bei Wettbewerben sogleich die ersten Erfolge einstellten und die Distanzen immer länger wurden. «Ich entspanne mich schnell, meine Erholungszeit ist sehr kurz, ich habe einen guten Körper, praktisch nie Muskelkater.» Die Frage, wo denn das Geheimnis ihres durchschlagenden Erfolgs liege, überlegt Eva Hürlimann. «Es gibt keines. Es ist die Leidenschaft und die Energie, die ich für meinen Sport fühle.»

Mit jeder Antwort, die wir von Eva Hürlimann erhalten, wird unser eVerblüffung grösser, fassungslos sitzen wir da und könnten das alles nicht glauben, wüssten wir nicht, dass es den Tatsachen entspricht. Tagesplan? Fehlanzeige. Wochenplan? Fehlanzeige. Trainingsplan? Fehlanzeige. Zuerst die Kinder, dann Evas Seeblick und erst nachher das Training. «Manchmal mache ich am Abend mit meinem Schatz noch schnell eine Runde um den Thunersee.» Das sind immerhin 47 Kilometer, mit dem Ab- und Aufstieg von und nach Krattigen etwas mehr. Zeitaufwand eineinviertel bis eineinhalb Stunden.

Im Juni in Colmar
Der nächste Wettbewerb naht für die Weltmeisterin und Weltrekordhalterin. Ende Juni nimmt sie in Colmar an der Weltmeisterschaft im Quintuple-Ultratriathlon teil. Im Elsass wartet starke Konkurrenz auf die Bernerin. «Ich möchte gerne auf dem Treppchen des Gesamtklassements stehen», sagt sie, ohne zu erwähnen, dass sie dazu mindestens 38 der 40 teilnehmenden Männer hinter sich lassen müsste. Beim letzten Weltrekordlauf landete sie im gemeinsamen Klassement der Männer und Frauen auf Platz 4, nur drei Männer waren schneller als sie. Gibt es denn bei den Frauen keine ernsthafte Konkurrenz? «Doch, bei so langen Rennen kann alles passieren. Die Frage ist, wie man mit Krisensituationen umgeht.»

Bis sie ins Elsass reist, betreut sie ihre Kinder, sorgt in Evas Seeblick für Ruhe und Ordnung und hält Motivationsvorträge. Zumindest finanziell lukrativ muss das alles sein, denn wer freiwillig solche Strapazen auf sich nimmt, wird bestimmt auch hohe Preisgelder einkassieren, die sich sehen lassen dürfen. Auch hier liegen wir falsch. «Das Startgeld beträgt oft nicht mehr als 1000 Franken, für einen Sieg als Weltmeisterin (sonst gibt es nichts) liegt höchstens der gleiche Betrag drin, von den Spesen nicht zu sprechen.»

PERSÖNLICH

Eva Hürlimann-Haueter wurde am 27. Januar 1983 in Bern geboren. Sie wuchs im Seeland auf und lebt heute in Krattigen. Sie ist Weltmeisterin und Weltrekordhalterin im Quintuple-Ultratriathlon und im Triple one per day. Eva Hürlimann ist alleinerziehende Mutter, führt Evas Seeblick in Krattigen und hält Motivationsvorträge.

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