Bereits beim ersten Training unter dem neuen Trainer Patrick Rahmen, herrschte bei den Young Boys eine ausgezeichnete Stimmung. Auf der Grossen Allmend – das Wankdorf war durch einen Schüleranlass besetzt – wärmten sich 19 Feldspieler unter der Leitung von Martin Fryand und Stephan Flückiger auf, Patrick Rahmen und seine beiden Assistenten Enrico Schirinzi und Zoltan Kadar beobachteten und übernahmen das Team, als auch der Ball ins Spiel kam.
Weil YB nach wir vor über keine Trainingsplätze mit Ballfängen verfügt – einige Politiker im Stadtrat und die sich auch gegen die Trainingsplätze sträubenden Quartiervereine seien gegrüsst – mussten die Bälle zuweilen wieder weit hergeholt werden. Doch das tat der guten Stimmung der Trainingsgruppe, zu der sich auch die drei Torhüter mit ihrem Trainer Christoph Born gesellten, keinen Abbruch.
Noch in Abwesenheit der Internationalen, die im EURO-Vorfeld zum erweiterten Schweizer Kader zählten, ergänzten einige Junge aus der U21 die Trainingsgruppe. Bereits zuvor hatte sich Patrick Rahmen an die Spieler gewandt. «Meine Ansprache war kurz und locker, ich gab meiner Freude Ausdruck, dieses Amt antreten zu dürfen und sagte, dass wir in physischer und taktikscher Hinsicht nochmals einen Schritt vorwärts tun wollen», so der neue Coach. «Es ist klar, dass die Spiel-Ausrichtung offensiv und variabel sein soll, aber lange Bälle sind auch nicht verboten. Ich will viel Gutes, das meine Vorgänger aufgebaut haben, mitnehmen, aber auch viel Neues einbringen.»
Rahmen wirkt an seinem ersten Arbeitstag gelassen, aber sehr fokussiert, er spornt die Spieler an, gibt schon hier und dort in seiner bekannten, ruhigen Art klare Anweisungen. Die Frage, wie er mit dem Druck umgehen werde, der bei YB auf seinen Schultern laste, entlockt ihm ein Lächeln. «Ich kenne die Ausgangslage, Druck gehört zum Geschäft, doch bei der vorhandenen Qualität ist es ein angenehmer Druck. Lieber Druck, vorne mitzumischen als Druck, weil man nicht absteigen will.»
Grosses Kader
Auch wenn nicht alle, die beim ersten Training dabei waren, beim Meisterschaftsauftakt zum Kader gehören werden, wird Rahmen die Aufgabe lösen müssen, auch diejenigen Spieler, die nicht regelmässig in der Startformation stehen, bei Laune zu halten. «In einem Team muss jeder seine Rolle übernehmen, jeder für den anderen Kollegen kämpfen, der Teamgeist, der Zusammenhalt sind wichtig, um Erfolg zu haben. Die besten Fussballer zu haben ist schön, doch nur das beste Team kann erfolgreich sein, deshalb sind alle wichtig.»
Inzwischen haben die Young Boys das Trainingslager in Gstaad und die ersten Trainingsspiele hinter sich, offen ist einzig, welche Spieler YB verlassen und wer noch engagiert wird.
Der Einbau der Jungen
Eine wichtige Aufgabe eines jeden YB-Trainers ist der Einbau junger Eigengewächse ins Fanionteam. Rahmen scheint dafür der geeignete Mann zu sein, arbeitete er doch auch mit dem Schweizer U21-Nationalteam erfolgreich. «Ich kenne einige Spieler, mit denen ich bereits zusammengearbeitet habe, in der Schweizer U21 und bei anderen Vereinen», sagt Patrick Rahmen. «Für die Jungen, die die notwendige Qualität mitbringen, gilt es, Plätze bereitzuhalten. Doch auch hier gilt selbstverständlich das Leistungsprinzip.»
Die positiven Erinnerungen an YB …
Während einem Jahr, in der Saison 1992/93, schnupperte der Stürmer Patrick Rahmen YB-Luft. «Es war zwar nur ein Jahr, doch für mich blieben nur positive Erinnerungen. Ich schoss ein paar wichtige Tore, der Teamgeist war gut, doch weil mich der damalige FCB-Trainer Friedel Rausch nach Basel zurückholte, blieb es bei dieser einzigen Saison.»
… und der Start als kleiner Knabe
Bekanntlich fällt der Apfel nicht weit vom Stamm, und so war klar, das Klein-Patrick und sein Bruder Micha schon als Knaben dem Ball hinterherjagten und im Quartier in Dornach die Fensterscheiben malträtierten. Vater Bruno holte mit dem FC Basel in der Ära Benthaus/Odermatt fünf Meistertitel und einen Cupsieg – der filigrane Techniker, der später auch beim FC Luzern spielte, brachte seinen Buben schon früh das Fussballspiel bei. Und wie sein Vater, der auch den FC Luzern und den FC Basel trainierte, kristallisierte sich schon bald einmal heraus, dass auch Sohn Patrick die Trainerlaufbahn einschlagen würde. Nach verschiedenen Stellen als Assistent, unter anderem beim Hamburger SV, bewies Rahmen bei seinen Engagements bei den U21 in Basel und Winterthur, dass seine Teams nicht nur ein attraktives, sondern auch ein erfolgreiches Spiel pflegen. Daran soll sich nun auch bei YB nichts ändern.