Dort, wo im Sommer viele der weltbesten Tennisspieler die gelben Filzbälle übers Netz dreschen oder Beach-Volleyball-Könnerinnen wie die Berner Schwestern Anouk und Zoé Vergé-Dépré im Sand um Punkte und Siege kämpfen, kommt es am Freitag, 3. Januar, zum Spitzenspiel der Womens Hockey League. Um 17.30 Uhr kämpfen die Frauen des SC Bern und des EV Zug um die beste Ausgangslage für die Anfang März beginnenden Playoffs.
Roger Federer siegte vor 20 Jahren am Gstaad-Tennis-Open, das 1915 erstmals durchgeführt wurde, das Yehudi-Menuhin-Festival findet von Juli bis September zum 69. Mal statt und seit 2000 gastieren die Beach- Volleyball Major Series, respektive die Beach Pro Tour Elite 16 im Saanenland. So traditionsreich wie diese Anlässe ist die Winter Classic im Frauen-Eishockey zwar noch nicht, doch am 3. Januar ist Gstaad bereits zum fünften Mal Austragungsort der Women’s Winter Hockey Classic. Im Vorjahr stand der Wettergott im Nobelkurort nicht auf der Seite der Spielerinnen. Im strömenden Dauerregen liessen sich die Bernerinnen und die Davoserinnen jedoch nicht entmutigen, kämpften trotz der misslichen Verhältnisse wacker – schliesslich mit dem besseren Ende für die SCB Frauen. Zwischenzeitlich gab es für die Akteurinnen immer wieder eine unerwünschte Pause, denn das Eis musste vom Wasser befreit werden, weil sich der Puck kaum mehr bewegen liess. Den Spielerinnen ist zu wünschen, dass diesmal unter regulären Bedingungen gespielt werden kann.
Zuerst kam BOMO
Als die Bieler Hockeylegende Köbi Kölliker in Thun beim EHC BOMO (Berner Oberländer Modis) das Amt des Sportchefs übernahm, herrschte in der Klubkasse Ebbe. «Ich kam wie die ‹Jungfrau zum Kind› zu diesem Amt», blickt der Seeländer auf seine ersten Erfahrungen im Frauen-Eishockey zurück. «Zuerst galt es, ein bisschen Geld zu sammeln, damit der Spielbetrieb überhaupt weitergeführt werden konnte. Ich sah damals im Fernsehen die NHL-Winter-Classic vor 80 000 Zuschauern und so kam mir die Idee, mit einem solchen Anlass liesse sich auch in der Schweiz ein paar Franken verdienen und das Interesse am Frauen-Eishockey steigern. Als Austragungsort lag Gstaad auf der Hand. Eine offene Eisbahn, viele Bernerinnen und Berner sowie internationale Feriengäste über Weihnachten und Neujahr. Gstaad ist ein Ort, an dem zwar im Sommer seit Jahrzehnten viele traditionsreiche Anlässe stattfinden, im Winter jedoch Flaute herrscht. Bei der Gemeinde stiess ich auf offene Ohren und so ging es an die Arbeit», sagt der Sportchef der SCB Frauen.
Ich denke, wir haben sowohl in der Breite
als auch bezüglich Qualität nochmals
einen Schritt nach vorne gemacht.
Köbi Kölliker
Das Lob des Gemeindepräsidenten
Toni von Grünigen, Präsident der Gemeinde Saanen, zeigt sich erfreut über die Tatsache, dass Köbi Kölliker seine Idee erneut in Gstaad verwirklicht. «Es ist mir eine grosse Freude, dass dieses Spiel bei uns stattfindet und im Vorfeld in einem Turnier auch jungen Mädchen die Möglichkeit geboten wird, ihr Können zu zeigen.» Die Unterstützung, die Kölliker in Gstaad erlebt, ist beeindruckend. «Die Gemeinde, Gstaad Saanenland Tourismus und das örtliche Gewerbe unterstützen uns grossartig, wir fühlen uns sehr willkommen und können mit dem 40-seitigen Programmheft auch ein wenig Geld erwirtschaften», sagt er. Support erhält der frühere Rekord-Nationalspieler auch von Erika Burkhalter, der Präsidentin der SCB Frauen. «Wir freuen uns, in Gstaad viele Gäste begrüssen zu dürfen und mit dem Mädchen-Mini-Turnier und dem Spitzenspiel gegen die Frauen des EV Zug ein attraktives Programm zu bieten.»
Wer setzt sich durch?
In sportlicher Hinsicht verspricht der Vergleich der beiden derzeit stärksten Teams der Women’s Hockey League ein hart umkämpftes und attraktives Spiel. Zusammen mit den HC Davos Ladies stellen der SCB und der EVZ derzeit die stärksten Teams der Liga und auch zahlreiche erfolgreiche Einzelspielerinnen. Da gilt es einmal Lara Stalder auf Zuger Seite zu erwähnen, beim SCB tun sich neben Topskorerin Estelle Duvin auch Maija Otamo, Clara Rozier, Lea MacLeod und Kaleigh Quennec als häufige Torschützinnen hervor. Der Deckung vor der starken Nationaltorhüterin Saskia Maurer verleiht die erfahrene Julia Marty Stabilität und ist die Juniorin Ilana Leibundgut ein Versprechen für die Zukunft. «Ich denke, wir haben sowohl in der Breite als auch bezüglich Qualität nochmals einen Schritt nach vorne gemacht», sagt Kölliker. Wer weiss, vielleicht halten die Bernerinnen nach dem Cupsieg im letzten Jahr am Ende dieser Saison auch den Meisterbecher in die Höhe.