YB kann zwar mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden sein, doch die Sorgenfalten bleiben. Vor zehn Tagen zog sich Loris Benito, der sich so sehr auf eine Rückkehr nach Lissabon gefreut hatte, in Lausanne einen Kreuzbandriss zu und fällt bis Ende Saison aus. Wieder zurück ist dafür Goalie David von Ballmoos – und wie!
Cédric Zesiger, Christian Fassnacht, Quentin Maceiras, Fabian Rieder, Kevin Rüegg, Marvin Keller, Ulisses Garcia, Jean-Pierre Nsame, Donat Rrudhani, sie alle haben die Young Boys in den letzten Monaten verlassen. Sandro Lauper, David von Ballmoos, Cedric Itten, Lewin Blum und Anthony Racioppi fielen teilweise lange wegen Verletzungen aus. Und jetzt hat es auch noch Loris Benito (ex-Benfica Lissabon) erwischt, ausgerechnet vor den beiden Partien gegen Sporting Lissabon in den Europa League-Playoffs. Er wird sicher in dieser Saison nicht mehr eingesetzt werden können. Zudem standen am Afrika-Cup mit Ebrima Colley und Saidy Janko (Gambia), Mohamed Ali Camara (Guinea), Meschack Elia (DR Kongo) und Miguel Chaiwa (Sambia), nicht weniger als fünf YB-Spieler im Einsatz, die beim Rückrundenbeginn fehlten.
Trainer Raphael Wicky, dessen Gespräche um die Vertragsverlängerung sich in die Länge ziehen, ist wahrlich nicht zu beneiden. Ein kleiner Trost, dass wenigstens David von Ballmoos – die Lebensversicherung – wieder im Tor steht, obwohl sein Stellvertreter Anthony Racioppi seine Sache gut gemacht hat. Seit Oktober 2021 fehlte der Emmentaler wegen Schulter- und Knieverletzungen während 524 Tagen und verpasste insgesamt 60 Spiele.
Wie fühlt es sich an, nach so langer Abwesenheit wieder schmerzfrei zwischen den Pfosten zu stehen?
Das habe ich mir während der langen Reha-Zeit in den Kopf gesetzt und hart darauf gearbeitet. Ich habe erfahren, dass die Schattenseiten im Fussball auch dazugehören. Es ist schön und ich bin stolz, wieder im YB-Tor zu stehen.
Raphael Wicky hat sogleich bei der Aufnahme des Trainings nach Neujahr erklärt, dass Sie wieder die Nummer 1 im Tor sind. Haben Sie diesen Entscheid nach guten Leistungen seit Ihrer Rückkehr im Dezember so erwartet?
Ich habe die Zeit in den Ferien in der Gewissheit, alles getan zu haben, was ich tun konnte, zusammen mit meiner Frau genossen und deshalb machte ich mir auch keine grossen Gedanken. Ich ging deshalb unbelastet und entspannt wieder zurück ins Training. Klar, dass mich die Wahl des Trainers gefreut hat.
Was wissen Sie über Sporting Lissabon?
Es ist ein Klub mit einer grossen Geschichte, sicher ein unangenehmer und starker Gegner, dessen Team sich in sehr guter Form befindet.
Haben Sie das letzte Spiel, das Sporting gegen Casa Pia, den 14. der Tabelle bestritt, gesehen? Sporting spielte berauschend auf, gewann 8:0 und ist nach Verlustpunkten vor Stadtrivale Benfica in der portugiesischen Meisterschaft Leader.
Nein, das habe ich noch nicht gesehen. Wir begannen erst nach dem Lugano-Spiel, uns mit Sporting zu beschäftigen. Aber heute oder morgen werden wir sicher auch das zu sehen bekommen.
Sporting erhielt auch einen Penalty zugesprochen …
Den werde ich mir auch noch anschauen.
Wie haben Sie und die Mannschaft sich bisher auf die beiden Partien vorbereitet? Es geht nicht nur um sportliche Meriten, sondern auch um viel Geld.
Unser Trainer hat uns wie immer minutiös auf das Spiel eingestellt und uns auch verschiedene Video-Sequenzen gezeigt. Wir sind ehrgeizig, wollen das Beste machen und uns wenn möglich durchsetzen. Die Vorbereitung ist noch nicht abgeschlossen.
Im Sommer findet in Deutschland die EURO statt. Yann Sommer und Gregor Kobel dürften im Tor gesetzt sein. Geht der freie Platz an Sie?
Das ist für mich derzeit kein Thema. Nach allem, was ich durchgemacht habe, bin ich froh, wieder auf dem Platz zu stehen und YB mit guten Leistungen zu helfen.
Vor der EURO geht es in der Meisterschaft und im Cup weiter. Alles andere als Titel Nummer 6 in sieben Jahren käme einer Sensation gleich. Und im Cup stehen die Chancen auch gut. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?
Wir haben uns eine optimale Ausgangslage geschaffen, aber noch ist nichts erreicht. Wir sind überall dabei, doch das ist nicht mehr als ein erster Schritt. Wir wissen aber genau, worauf es ankommt und dass uns die Gegner keine Geschenke machen werden.