Fünf Meisterschaftsspiele stehen bis zum Saisonende noch an und die Chancen, dass der BSC Young Boys den sechsten Meistertitel in den letzten sieben Jahren feiert, sind ausgezeichnet. Nach seinem in Yverdon erlittenen Muskelfaserriss wieder dabei ist Captain Fabian Lustenberger.
Im Gespräch mit dem Bärnerbär gibt sich der Innerschweizer locker, gut gelaunt und zuversichtlich. Sein kurz bevorstehender Rücktritt ist in seinen Gedanken noch in weiter Ferne – der Fokus liegt allein auf den verbleibenden fünf Begegnungen, in denen er auf dem Feld stehen und mit seinen Teamkameraden die notwendigen Punkte holen will, um nochmals die Meistertrophäe in die Höhe stemmen zu können.
Wie geht es gesundheitlich? Wie weit ist der Muskelfaserriss geheilt und wann greifen Sie wieder ins Geschehen ein?
Es geht aufwärts, von Tag zu Tag besser. Ich habe vor dieser Verletzung eineinhalb Jahre kein Training verpasst, war nie verletzt, was in meinem Alter nicht selbstverständlich ist. Ich trainierte zuletzt individuell, aber ich bin zuversichtlich, dass ich schon bald wieder spielen werde.
Wie beurteilen Sie die Ausgangslage fünf Runden vor Meisterschaftsschluss?
Wir halten unser Glück in den eigenen Händen, können selbst alles zu unseren Gunsten entscheiden. Die Ausgangslage ist positiv, auch weil die Tendenz bei uns wieder aufwärts zeigt.
Wie stark beschäftigt Sie bereits ihr kurz bevorstehender Rücktritt?
Solche Gedanken sind bei mir noch sehr weit weg. Die kommen wohl nicht, bevor es tatsächlich fertig ist. So etwas realisiert man erst, wenn man nicht mehr dabei ist, wenn die nächste Saison beginnt und man nicht mehr in der Garderobe sitzt.
Es steht fest, dass Sie YB erhalten bleiben. In welcher Form ist noch offen. Haben Sie diesbezüglich mit Christoph Spycher und Steve von Bergen schon Gespräche geführt?
Es stimmt, dass ich eine Aufgabe übernehmen werde. Aber zuerst stehen jetzt einmal lange Sommerferien mit der Familie auf dem Programm, das war ja lange Zeit nicht möglich. Im Herbst werde ich dann bei YB wieder reinschnuppern.
Sie haben doch nicht im Sinn, in der Buchhaltung Zahlen zu beigen?
Nein, das sicher nicht. Aber ich werde vorerst zwar auf dem Feld tätig sein, aber keine Mannschaft übernehmen, sondern die ganze Organisation, die Spieler, die Staff-Mitglieder richtig kennenlernen. Ich kenne zwar viele, aber die Kontakte werde ich vertiefen müssen.
Nach 18 Jahren Profi-Fussball ist es auch Zeit, zurückzuschauen, auf eine Laufbahn mit vielen Höhepunkten und wenigen Rückschlägen.
Klar, viermal Meister und zweimal das Double ist doch keine schlechte Bilanz …
Das heisst, sie sind sich sicher, dass YB Meister wird, denn bisher sind Sie «nur» dreifacher Champion.
Ich hoffe es und bin überzeugt, dass wir es schaffen.
Blicken wir noch weiter zurück.
Da ist der Beginn im FC Nebikon, dann folgte im Jahr 2000 der Wechsel zum FC Luzern und später zu Hertha Berlin. Es war eine schöne Zeit. Wir sind zwar mit der Hertha zweimal abgestiegen, haben aber sofort den Aufstieg wieder geschafft. In Erinnerung bleiben sicher auch grosse Siege, beispielsweise gegen die Bayern oder auswärts in Dortmund.
Wie weit oben stehen in der Hitliste die Champions-League-Auftritte mit YB?
Sehr weit oben. In der Champions League spielen zu dürfen ist ein grosses Privileg. In Manchester und in Leipzig stand ich auf dem Feld, da kommen schon Emotionen auf.
Im YB-Nachwuchs werden Sie als Trainer tätig sein und junge Spieler mit viel Potenzial betreuen. Ist es möglich, dass Sie eine Karriere als Coach und Trainer einschlagen werden?
Ich habe bereits das Uefa-C-Diplom, im August will ich das B-Diplom absolvieren, dann schauen wir weiter. Momentan will ich mich nicht festlegen.
Wie sehen Sie YB in Zukunft, wenn Sie nicht mehr Teil des Fanionteams sind?
Das ist schwierig vorauszusagen. Ich mache mir nicht so viele Gedanken. Aber ich weiss, dass die Basis für eine erfolgversprechende Zukunft gelegt worden ist. In der U21 gibt es einige hoffnungsvolle Spieler, die fähig sind, den Durchbruch zu schaffen. Und da ist auch noch die offene Trainerfrage.
Zum Schluss nochmals zurück in die Gegenwart.
Ich habe es erwähnt. Ich will die Karriere positiv abschliessen und nochmals Meister werden.