Was seit zwölf Jahren in Schaffhausen funktioniert, soll nun auch in Bern zur Förderung der Handball-Talente beitragen. Der Standort in der Bundesstadt erhielt das Label als «Nationale Handball-Akademie SHV» und kann so auch junge Handballer aus anderen Kantonen, vorwiegend aus der Westschweiz, ausbilden.
Nach einer Neu-Beurteilung durch den Schweizerischen Handball-Verband sollen neu in Bern, an einem zweiten Standort in der Schweiz, die Talente ganzheitlich ausgebildet werden. Die Förderung, die sich unter der Leitung von Noch-Nationaltrainer Michael Suter in den letzten Jahren in der Munotstadt bewährt hat, kann jetzt dank dem neuen Standort in Bern flächendeckend durchgeführt werden.
Sechs Trainings pro Woche
An der täglichen Arbeit wird sich in Bern wenig ändern. «Wir haben durch das neu erhaltene Label die Möglichkeit, auch aus anderen Kantonen Talente zu rekrutieren, vor allem in Solothurn und in der angrenzenden Westschweiz, in Neuenburg, Freiburg und in der Waadt», sagt Matthias Reverdin, der die «National Handball Academy Bern NHAB» leitet. So werden in Zukunft statt wie bisher 25 gegen 50 junge Handballer in Bern gefördert. Das sportliche Programm wird das Gleiche bleiben. «Die Spieler, alle im Alter zwischen 15 und 20 Jahren, absolvieren pro Woche bei uns sechs Trainings, dazu zwei Einheiten in ihren Vereinen und ein Spiel.» Wie Nachwuchsspieler anderer Sportarten, gehen auch die jungen Handballer in Bern zur Schule, vorwiegend in der Sportklasse im Gymnasium Neufeld oder im Feusi Bildungszentrum, einige absolvieren eine Lehre. Für die von weither nach Bern kommenden Spieler werden die Verantwortlichen der Academy auch Gastfamilien suchen, damit einerseits der Anreiseweg nicht zu lange ist, andererseits aber auch die Erholungszeit verlängert werden kann. Ein Haus für die jungen Handballer, wie es YB und der SCB für ihre Nachwuchs-Spieler führen, könnte ein Fernziel sein.
Neu unterstützt auch Swiss Olympic
Durch das neue Label wird der Standort Bern neu auch vom Dachverband Swiss Olympic unterstützt. Die Berner Akademie wurde 2020 ins Leben gerufen und durch die Stiftung «Jugendförderung SPORT FOR KIDS» organisiert und finanziert. Daniel Weber, Geschäftsführer der Stiftung «Jugendförderung SPORT FOR KIDS», freut sich über den Entscheid des Handball-Verbands: «Die Nachwuchsförderung steht am Ursprung des Erfolgs im Schweizer Handball. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese nur mit Leistungszentren und der engen Zusammenarbeit von Verband und Vereinen funktioniert. Wir sind glücklich, dass die Akademie in Bern nun offiziell zu diesem Konstrukt gehört und freuen uns auf die Partnerschaft.»
Andy Schmid: «Ein Mehrwert»
Auch Andy Schmid, zukünftiger Nationaltrainer und der wohl beste Schweizer Handballer aller Zeiten, freut sich über den Entscheid des Schweizerischen Handball-Verbands. «Vom Schaffhauser Weg haben in den vergangenen Jahren viele Schweizer Talente profitiert. Ergänzend dazu sollen diese Möglichkeiten nun auch in Bern vorhanden sein und dem nationalen Handball so einen Mehrwert bieten», sagt Schmid, der in seiner neuen Funktion ab Sommer 2024 in engem Austausch mit den nationalen Nachwuchszentren und -verantwortlichen sein wird.»
Gute Erfahrungen in Schaffhausen
In Schaffhausen hat die Nationale Handball-Akademie bisher zahlreiche Talente zu Nationalspielern geformt. Einige sind in der Zwischenzeit in der Bundesliga aktiv und dies äusserst erfolgreich. Jonas Schelker spielte vor seinem Wechsel zum HC Kriens-Luzern ein Jahr bei der HSG-Wetzlar, Samuel Zehnder spielt beim TBV Lemgo Lippe, wo einst auch der beste Berner Handballer aller Zeiten, Marc Baumgartner, tätig war, Lucas Meister beim SC Magdeburg oder Maximilian Gerbl beim TSV Hannover-Burgdorf. Insgesamt stellen momentan acht von zehn Vereinen der Quickline-Liga (oberste Spielklasse) Spieler aus der Akademie.