Während rund sechs Monaten musste die Berner Tennis-Hoffnung Dominic Stricker den Courts fernbleiben. Eine schmerzhafte Rückenverletzung verhinderte ein weiteres Vorrücken in der ATP-Weltrangliste, der vorübergehende Fall von Rang 88 auf Platz 153 war die logische, unliebsame Folge.
Nun meldete sich der Mann aus Grosshöchstetten endlich zurück. In England bestritt er drei Vorbereitungsturniere, um optimal für die Rückkehr auf den heiligen Wimbledon-Rasen vorbereitet zu sein. Nach der knappen Auftaktniederlage gegen seinen Daviscup-Kollegen Leandro Riedi in Surbiton, lief es in Nottingham besser, doch eine erneute Verletzung stoppte ihn im dritten Satz gegen den Briten Daniel Evans. Bei der Ilkley Trophy gab es vergangene Woche gegen den Briten Felix Gill den ersten Sieg, ehe die ehemalige Weltnummer 7, der Belgier David Goffin, im Achtelfinal zweimal im Tiebreak das bessere Ende für sich behielt.
Folgt die Bestätigung?
In Wimbledon gilt es jetzt für Stricker, das Vorjahresergebnis zu bestätigen und die damals geholten Weltranglistenpunkte zu verteidigen. Fünf Siege, deren drei in der Qualifikation und zwei im Haupttableau, bestritt der Berner im Vorjahr, diesmal würden fünf Partien den Sprung in die Viertelfinals bedeuten, ist er doch direkt für das Haupttableau qualifiziert.
Wie haben Sie die sechs Monate ohne Tennis erlebt?
Das war eine sehr schwierige Zeit, vor allem auch, weil wir nie wussten, wie lange die Pause dauert. Die Zeit wurde länger und länger und der Wille zurückzukehren immer stärker. Deshalb bin ich froh, dass ich wieder auf dem Platz stehen und zeigen darf, was ich kann. Ich bin lieber auf dem Platz als in der Therapie.
In der Vorbereitung auf Wimbledon lief nach der langen Verletzungspause zuerst noch nicht alles rund. In Surbiton die Auftakt-Niederlage gegen Leandro Riedi, dann in Nottingham die Verletzung im Match gegen Daniel Evans. Was genau ist da passiert?
Es war nicht einfach, nach einer so langen Pause auf den Court zurückzukehren, aber ich hatte es so erwartet. Gegen Leandro lief es ziemlich gut, wir waren nach dem Match beide zufrieden, denn das Niveau war hoch, ich war von meiner Leistung positiv überrascht. Gegen Evans konnte ich lange gut mithalten, ehe ich im dritten Satz ausrutschte und mir eine Adduktorenverletzung zuzog, die mich zwar danach behinderte, aber glücklicherweise nicht gravierend ist, so dass ich für Wimbledon bereit bin.
Beim letzten Vorbereitungsturnier, dem Ilkley Challenger, verloren Sie nach dem Erfolg in der Startrunde über Felix Gill im Achtelfinal gegen den ehemaligen Weltranglisten-Siebenten, den Belgier David Goffin, zwei Sätze erst im Tiebreak. Ein Fingerzeig, dass es wieder aufwärts geht?
Klar, es war schön, dass ich ein Spiel gewinnen konnte und gegen Goffin auf Rasen sah, dass ich mithalten und den Aufwärtstrend bestätigen konnte und durchaus meine Chancen hatte. Ich weiss jetzt, dass ich wieder in der Lage bin, die Gegner zu ärgern und Spiele zu gewinnen.
In Wimbledon bestritten Sie im Vorjahr fünf Matches. Gelingt Ihnen dieses Kunststück auch in diesem Jahr, stünden Sie im Viertelfinal, weil Sie direkt im Haupttableau starten. Was sagen Sie dazu?
Ich freue mich sehr auf das Turnier und bin gespannt, was auf mich zukommt. Ich bin überglücklich, wieder dabei sein zu können. Hier habe ich im letzten Jahr ein Superturnier gespielt und konnte auf Grand-Slam-Stufe meinen ersten Match gewinnen.
Nach Wimbledon stehen weitere wichtige Turniere im Kampf um Weltranglistenpunkte auf Ihrem Programm. Zuerst das Swiss Open in Gstaad, dann das Challenger in Zug, und im Oktober die Swiss Indoors in Basel. Was ist mit der Unterstützung der Fans im eigenen Land möglich?
Nach Wimbledon gilt es, sich auf Sand umzustellen. Ich freue mich auf die zwei Turniere im eigenen Land und zuerst im eigenen Kanton, denn an Gstaad habe ich nur gute Erinnerungen und ebenso in Zug konnte ich bereits gewinnen und bin gespannt, wie es ausgeht. Vorfreude empfinde ich auch bereits auf die Swiss Indoors in Basel.
Zwischen Gstaad und Basel bestreitet das Schweizer Daviscup-Team am 13./14. September in Biel die Weltgruppen-1-Begegnung gegen Peru. Auf dem Spiel steht dabei die Qualifikation für die Qualifer-Gruppe 2025. Welchen Stellenwert hat der Daviscup für Sie persönlich?
Daviscup ist immer etwas Spezielles. Das eigene Land vertreten zu können, ist sehr schön, aber auch mit einem gewissen Druck verbunden. Doch ich hoffe, dass uns in Biel gegen Peru möglichst viele Fans unterstützen werden und wir den Sieg sichern können.