Ein unerwartet enges Spiel drehte der grosse Favorit Bosporus erst in der Nachspielzeit. Muri-Gümligen verpasste trotz einer halbstündigen Überzahl einen Punktgewinn.
Als in der 57. Spielminute, beim Stand von 1:1, Bosporus-Verteidiger Nicola Nilovic nach einem rüden Foul mit Gelb-Rot vom Platz flog, durfte Muri-Gümligen mit mindestens einem Punkt liebäugeln. Fussball ist zuweilen aber ungerecht. Kurz nach der 90. Minute nämlich kamen die Einheimischen durch Jason Ajebon zu einer Doppelchance der Marke «den sollte man machen». War aber nicht. Bosporus-Hüter Christian Schindler wehrte erst gegen den Schuss des MG-Stürmers, und dessen Nachschuss klärte Fabrizio Donato für den geschlagenen Schindler in Extremis kurz vor der Linie.
Das wäre es gewesen, trauerten die Berner Vorörtler der verpassten Gelegenheit einen Augenblick zu lange hinterher. Bosporus nutzte die kurze Trauer im Stile einer grossen Mannschaft: Ein langer Ball zum eingewechselten Jan Muzanga zog die Abwehr des Gegners auseinander. Der Stürmer, zu schnell und zu entschlossen für die MG-Verteidigung, drosch das Leder mit Wucht von Rechtsaussen Richtung Gümliger Tor. Goalie Christian Schindler konnte nur noch nach vorne abwehren und «fand» den aufgerückten Bosporus-Verteidiger Robert Colaj. Dieser haute das Spielgerät mittels Direktabnahme an Freund und Feind vorbei in die Maschen. Grenzenloser Jubel bei den Gästen und den mitgereisten Fans, man konnte meinen, die Multikulti-Truppe aus Bern hätte gerade den Schweizer Cupfinal gewonnen…und pure Enttäuschung bei Muri-Gümligen.
Verständlich, denn das abstiegsgefährdete Muri-Gümligen konnte gegen den souveränen Tabellenführer gut mithalten. Bosporus hatte nach verhaltenem Beginn zwar etwas mehr vom Spiel und verwertete nach einer halben Stunde eine der bis anhin wenigen Möglichkeiten durch Igor Andrejevic zum 1:0. Muri-Gümligen liess sich vom Rückstand nicht gross verunsichern und kam kurz nach der Pause durch einen von Floriant Zubaku verwandelten Penalty zum Ausgleich. Bis zur Gelb-Roten Karte verlief das Spiel ausgeglichen. Danach verlagerte Muri-Gümligen das Spiel immer mehr in des Gegners Hälfte und hätte kurz vor Spielende … aber eben «hätte, hätte».
Bosporus liegt mit 43 Punkten weiterhin ganz oben in der Tabelle, während Muri-Gümligen nach der zweiten Niederlage in der Rückrunde mit gerade mal 14 Pünktchen tief unten in der Tabelle stecken bleibt.
Foto: Oliver Schneider