In der letzten Saison gelang den YB Frauen in ihrem zweiten Jahr unter Trainerin Imke Wübbenhorst eine Verbesserung. Rang 4 in der regulären Meisterschaft, Play-off-Halbfinalist und Finalist im Cup. Was ist in dieser Saison möglich?
Die hochmotivierte, ehrgeizige und fachkundige Deutsche fordert viel von ihren Frauen, doch sie fördert sie auch. Wer die Entwicklung der jungen Spielerinnen hautnah verfolgt, kann ihre Fortschritte nicht übersehen. Den Abstand zu den Spitzen-Teams Servette, FCZ, GC und Basel haben die YB Frauen verkleinert – die Qualifikationen für den Cupfinal und die Playoff-Halbfinals sind Beweis genug.
Platz 4 in der Qualifikation, Vordringen in den Playoff-Halbfinal, Teilnahme am Cupfinal, die Fortschritte haben sich in der letzten Saison auch resultatmässig bezahlt gemacht. Welche Ziele haben Sie sich für die übermorgen mit dem Auswärtsspiel gegen die Frauen des FC Basel beginnende Saison gesteckt?
Erreichen wir die gleichen Resultate, ist dies schon sehr gut, denn in einigen Spielen haben wir fast über unseren Verhältnissen gespielt. Wir konnten uns verstärken, nicht in der Breite, aber an Qualität haben wir gewonnen. Naomi Luyet hat sich ins Nationalteam gespielt, Iman Beney kommt nach ihrem Kreuzbandriss zurück und Stephanie Waeber spielt bereits wieder ihre besonderen Qualitäten aus. Sie hat ein gutes Auge für die Spielentwicklung, ist intelligent und schiesst gefährliche Freistösse. Auch von Wiëlle Douma, einer holländischen Verteidigerin, die von ADO Den Haag kommt, versprechen wir uns einiges.
Wo kann sich das Team noch steigern?
In der Vorbereitung fehlten noch die Automatismen, doch daran arbeiten wir.
Sie waren Juli in einem Trainingslager in Vorarlberg. Worauf legten Sie bei diesem Zusammenzug besonderen Wert? Die Vorbereitungsspiele gegen Freiburg (1:3), Altach (0:2) und Lustenau/Dornbirn (4:1) verliefen was die Ergebnisse betrifft nicht wunschgemäss. Wo steht das Team vor dem Meisterschaftsbeginn am Freitag in Basel?
Alle Spielerinnen erhielten die Gelegenheit, sich zu zeigen, alle kamen zum Einsatz, teils auch auf unterschiedlichen Positionen, die Resultate waren weniger wichtig. Basel wird bereits eine echte Herausforderung sein. Ich denke, wir sind etwas schmaler aufgestellt als im Vorjahr, aber bei den ersten 12 bis 14 Spielerinnen dürften wir stärker sein.
Im Team gibt es zahlreiche Veränderungen. Wiëlle Douma (ADO Den Haag), Nicole Tiller (FC Aarau), Thaïs Hurni (AS Saint-Étienne), Jana Kohler (Frauenteam Thun Berner-Oberland, hat sich einen Kreuzbandriss zugezogen und fällt aus), Lisa Josten (MSV Duisburg) und Tamara Biedermann (FC Solothurn) sind neu dazugestossen. Inga Schuldt (Hamburger SV), Rilana Ueltschi (FC Luzern), Leana Claude (Pause), Caroline Krawczyk (FFC Turbine Potsdam), Henrike Sahlmann (FC Viktoria Berlin), Céline Schmid (Thun, leihweise) und Lorena Bärtschi (Thun, leihweise) haben YB verlassen. Hat sich aufgrund dieser zahlreichen Wechsel ihre Zielsetzung verändert?
Können wir einen der vier Grossen hinter uns lassen, wäre dies bereits ein Erfolg. Diese Klubs haben mehr investiert als wir, doch wir werden alles daransetzen, möglichst gut mit der Spitze mitzuhalten.
Sie haben in Gesprächen in der letzten Saison oft erwähnt, dass sie mehr YB-Spielerinnen im Nationalteam sehen wollen. Naomi Luyet hat den Sprung geschafft und in der EM-Qualifikation gespielt, Iman Beney ist nach langer Verletzungspause auf dem Sprung zurück. Sehen Sie weitere Spielerinnen, die an der EURO dabei sein könnten?
Ich hoffe sehr, dass Nationaltrainerin Pia Sundhage die eine oder andere YB-Spielerin berücksichtigen wird. Bei Iman Beney wird sich zeigen, wie stark sie zurückkommt, gegen Lustenau/Dornbirn glänzte sie bereits mit zwei Assists. Im Mittelfeld wird entscheidend sein, ob Sundhage der Schnelligkeit oder der Technik mehr Gewicht beimisst.
Was erhoffen Sie sich in Bezug auf den Schweizer Frauenfussball von der EURO 2025, bei der ja auch in Bern und Thun je drei Spiele stattfinden.
Ich denke, dass viele Menschen ein Frauenspiel ansehen werden und feststellen, wie sehr sich der Frauenfussball entwickelt hat, auch in athletischer Hinsicht. Die EURO wird nochmals einen Boom auslösen und dem Frauenfussball Schub verleihen.
In der Schweiz und in Deutschland sind Sie mittlerweile eine bekannte Person und in vielen Talksendungen bei grossen Sendern ein willkommener Gast, auch weil Sie frisch von der Leber weg reden und kein Blatt vor den Mund nehmen. Bleibt Ihnen überhaupt noch genügend Zeit, um die YB Frauen zu trainieren?
Ja, das stimmt, ich wurde oft von verschiedenen Seiten eingeladen, weil die Verantwortlichen gemerkt haben, dass ich mitdiskutieren kann und selbst vor Leuten wie Stefan Effenberg nicht einknicke. Doch machen sie sich keine Sorgen. Jetzt ist fertig damit, oberste Priorität hat YB. Mein Fokus liegt ganz klar bei unserem Team und vorerst auf der Meisterschaft.
In Ostermundigen wurde gejubelt, als bei der Cupauslosung das Derby Ostermundigen Frauen – YB Frauen gezogen wurde, das am 7. September auf dem Oberfeld stattfindet. Wie war Ihre Reaktion?
Auch wir hatten Freude, denn wir pflegen mit dem FCO einen sehr kollegialen Austausch.