Die Spieler, die schon etwas länger das Leibchen von Floorball Köniz Bern tragen, sind siegesgewohnt. Sie wissen, wie man Titel feiert. Doch dann, in der letzten Saison, war plötzlich fast alles anders. Statt Jubel, Trubel, Heiterkeit, hielten Enttäuschung, Frust und Katzenjammer in der Weissensteinhalle Einzug. Nun gibt es einen neuen Anlauf, alles soll sich zum Guten wenden, die Zuversicht ist gross.
Yann Ruh, der Verteidiger mit dem Auge für die Offensive, weiss, wie schmal der Grat zwischen gesundem Selbstvertrauen und zu grosser Sicherheit ist. «Mit dem nach bereits elf Sekunden im Startspiel gegen den UHC Uster kassierten Gegentor hätte die Saison für uns kaum schlechter beginnen können. Deshalb auch war die Partie gegen GC von besonderer Wichtigkeit. Wir haben uns sehr intensiv auf diese Begegnung vorbereitet – das muss zur Norm werden und in Zukunft immer so sein. Es gilt, die Balance, die Mischung zwischen Leichtigkeit und akribischer Arbeit, zu finden. Gelingt uns das, sind wir fähig, jeden Gegner zu bezwingen», sagt Yann Ruh, der in dieser Saison das Captainamt von Jan Zaugg übernommen hat und jetzt zusammen mit Zaugg und Jascha Haldemann das Captain-Trio bildet.
Vieles ist neu
Nachdem in der vergangenen Spielzeit zwei der drei Ausländer in keiner Phase die Erwartungen zu erfüllen vermochten, ist allein der Schwede Felix Abrahamsson bei Köniz geblieben. Neu verpflichtet und mit Mehrjahres-Verträgen ausgestattet wurden zwei Finnen, Miska Mäkinen und Rasmus Kainulainen. Der offensiv starke 28-jährige Verteidiger Mäkinen hat mehr als 200 Spiele in der obersten finnischen Liga bestritten und beinahe ebenso viele Punkte gesammelt. Er kommt vom finnischen Cupsieger Nokian KRP. Rasmus Kainulainen schloss die Saison weit vorne in der Skorerliste in Finnlands Liga ab. Er stösst vom Meister, den Esport Oilers, zu Köniz. «Sie verkörpern beide absolute Weltklasse», ist Yann Ruh bereits kurz nach deren Einstand des Lobes voll, obwohl die neu dazugestossenen Ausländer jeweils erst nach einiger Eingewöhnungszeit ihr absolutes Topniveau erreichen. Aufgerüstet hat Floorball auch im Coaching-Bereich. Neben Cheftrainer Marcel Mader, der die Gesamtverantwortung trägt, sind mit Felix Huber (zuständig für die Verteidiger), Yves Pilichody (Stürmer) und Jami Herrala drei Assistenztrainer dabei. Ergänzt wird das Quartett durch Goalie-Coach Sven Körner, Athletikcoach Adam Begbie und Teammanager Mike Jörg. «Unsere Verteidigung bereitet Huber minutiös auf jeden Gegner vor. Wir haben die defensive Ausrichtung gegenüber dem Vorjahr im Detail leicht verändert, spielen häufiger direkt gegen den Mann», gibt Ruh eine taktische Anpassung preis.
Rudern und Bauernhof
Auch neben dem Unihockey-Feld hat sich nach der letzten Saison einiges geändert. Viele Junge aus der äusserst erfolgreichen Nachwuchs-Abteilung von FBK sind ins Kader des Fanionteams aufgenommen worden. «Die Spieler sind talentiert, jung und hungrig, sie wollen sich beweisen. Wir sind jetzt breiter aufgestellt als früher und nicht mehr allein auf die Form einzelner Schlüsselspieler angewiesen», sagt Yann Ruh, der in der knapp bemessenen Freizeit nach wie vor Musik macht, in der Fotografie und Videografie tätig ist und Betriebswirtschaft und Politik studiert, immer dann, wenn es die Spiele und das siebenmal wöchentliche Training erlauben. Im Sommer, während der spielfreien Zeit, wurden verschiedene Team-Anlässe organisiert, um den Zusammenhalt noch weiter zu stärken. Als Gast des Rowing Clubs Bern wurde auf dem Wohlensee gerudert, auf einem Bauernhof wurden Spiele bestritten, gearbeitet und gebrätelt. Die Teamaktivitäten fanden bei den Spielern grossen Anklang und so würde es nicht überraschen, führte der Weg vom Bauernhof direkt auf die Meisterbühne …
Die Wichtigkeit der Fans
Yann Ruh erwähnt auch die Wichtigkeit der Fans von Floorball Köniz Bern, die jeweils zahlreich in der Weissensteinhalle aufmarschieren. «Der Funke wird sicher wieder mehr rüberspringen, neu haben wir ein Ritual etabliert, ähnlich wie es die Young Boys nach den Spielen pflegen.» Warum, so fragt man sich, könnten nicht die beiden neu dazugestossenen Finnen diesen Part ausbauen? Als Meister resp. Cupsieger wissen sie, wie man Feste feiert, weshalb also sollte nicht der in der Sportwelt bekannte finnische Schlachtruf «SISU» in Zukunft durch die Weissensteinhalle dröhnen, so wie in Finnland beim Eishockey und beim Unihockey. Jeder finnische Sportler hat sich «SISU» quasi einverleibt, das wird bei den beiden Floorball-Neulingen kaum anders sein. «SISU» bezeichnet eine den Finnen eigene mentale Eigenschaft und kann mit Kraft, Ausdauer, Beharrlichkeit, Unnachgiebigkeit, Durchhaltevermögen und Kampfgeist (auch in scheinbar ausweglosen Situationen) übersetzt werden. Man darf gespannt sein, ob das Motto der Könizer Unihockeyaner «Mir brönne für FBK» schon bald durch «SISU» ergänzt wird.