Gerade mal 20 geworden, wird Nico Maier nach seinen beiden ersten Einsätzen im YB-Fanionteam mit Lob überschüttet. Die Zeitungen überbieten sich mit Superlativen, doch wichtiger sind für den Linksfüsser die Komplimente des abtretenden YB-Trainers und von Guillaume Hoarau.
Nach seiner Einwechslung in Zürich gegen den FCZ steht Nico Maier im nächsten Heimspiel gegen den FC Sion in der Startformation und überzeugt mit einer starken Leistung, die leider wegen Schmerzen in den Adduktoren in der 63. Minute endet. Zauberkünstler Miralem Sulejmani ersetzt den Youngster, was deshalb speziell ist, weil nicht nur Nico Maiers Spiel bereits heute ein wenig an den serbischen Ballvirtuosen erinnert, sondern auch, weil dieser einer seiner Lehrmeister ist. «Miralem ist ein hervorragender Kollege, der mit uns jungen Spielern perfekt umgeht, uns Ratschläge erteilt und dank seiner spielerischen Klasse auch in jeder Hinsicht eine Vorbildfunktion ausübt. Er hat in seiner Karriere schon so viel erreicht – sein Wort hat bei uns Jungen Gewicht.» Das Lob, auch von Gegenspieler Guillaume Hoarau, geniesst Nico Maier selbstverständlich. «Das ist schön, auch die Rückmeldungen des Trainers und meiner Kollegen haben mich gefreut, doch ich kann noch gar nicht so richtig realisieren, was passiert ist. Ich habe so lange auf Einsätze in der ersten Mannschaft gehofft und gewartet. Dass es dann gleich so gut lief, ist perfekt. Ich wusste, dass ich meine Chance packen muss und zum Glück ist mir das gelungen.»
Die Krux mit der Verletzung
Nico Maier musste Geduld üben, ehe es so weit war, doch das änderte nichts an seiner Überzeugung , dass er am richtigen Ort ist und der Moment kommen wird – sein Moment. «Ich denke, dass bei YB momentan praktisch alles richtig gemacht wird. Das beginnt ganz oben, geht weiter in der sportlichen Leitung bis zum Team und dem Staff und den Leuten, die sich in anderen Funktionen um das Wohl der Young Boys kümmern.» «Schade, dass er sich verletzt hat. Gerne hätte ich ihm weitere Einsätze ermöglicht. Doch Nico ist auf dem richtigen Weg. Er muss noch etwas kräftiger werden und an der Defensive arbeiten, aber er weiss mit dem Ball etwas anzufangen und hat grosses Selbstvertrauen», sagt Gerardo Seoane. Begonnen hat die Karriere des Manns, der sich auf der rechten Seite in einer offensiven Mittelfeldrolle am wohlsten fühlt, als kleiner Knirps beim FC Belp. Vater Daniel, der in den Achtzigerjahren selbst bei YB im Fanionteam spielte und 1987 im Cupsieger-Kader stand, und der drei Jahre ältere Bruder Dino – heute Captain des FC Belp in der 3. Liga – nahmen Nico mit auf den nahegelegenen Sportplatz Giessenbad, wo er mit älteren Buben zu kicken begann und schon bald einmal mit diesen nicht nur mitspielte, sondern der Beste war. Dies entging auch den Spähern von YB nicht. Von den Junioren des FC Belp lotsten die Gelb-Schwarzen den jungen Belper ins Wankdorf, wo er alle Stufen im Nachwuchs durchlief und Anfang 2020 erstmals mit der Profi-Mannschaft trainieren durfte. «Er stach schon bei den Junioren hervor, war stets der Beste. Obwohl er nie gepusht wurde, wollte er immer stärker werden und seinem damaligen Vorbild, Lionel Messi, nacheifern. Ich denke, es gibt bis heute kein Video des Argentiniers, das sich Nico nicht mehrmals angeschaut hat», sagt Vater Daniel Maier, heute Sportchef des FC Belp.
Wie es weitergeht, ist offen
YB-Sportchef Christoph Spycher hat das Talent mit einem Vertrag bis 2023 ausgestattet, doch noch ist offen, für welchen Verein Nico Maier in der nächsten Saison auf Tore- und Punktejagd gehen wird. «Wir hatten ein gutes Gespräch», sagt Nico Maier. «Für mich ist wichtig, dass ich jetzt viel Spielpraxis erhalte. Deshalb besteht die Möglichkeit, dass ich, je nachdem, wie das YB-Kader 2021/22 aussehen wird, auf Leihbasis bei einem anderen Klub der Super League oder Challenge League wertvolle Erfahrungen sammeln kann, ehe der Weg dann zurück ins Wankdorf führen soll.»
Pierre Benoit