SCB Frauen: Diesmal soll es klappen.

Zweimal Vizemeister – was folgt jetzt?

Thomas Zwahlen hat als Trainer mit den SCB-Frauen viel vor. Foto: zvg

Die Spielerinnen von Cheftrainer Thomas Zwahlen verpassten in den vergangenen zwei Jahren den Meistertitel im jeweils letzten Playoff-Finalspiel nur um Haaresbreite. Jetzt wird ein neuer Anlauf genommen, der Ehrgeiz ist gross – diesmal soll es klappen.

Als Trostpflaster blieb den Ladies des SCB im Vorjahr der Cupsieg, als die ZSC Lions Frauen, an denen man beide Male in der Meisterschaft gescheitert war, bezwungen werden konnten. Derzeit liegt der SCB nach dem 3:2-Sieg im Spitzenspiel in Davos in der noch jungen Meisterschaft auf Platz 1 und bildet zusammen mit dem Aufsteiger EV Zug, Gottéron, den Davos Ladies, den ZSC Lions Frauen und den Ambrì-Piotta Girls ein Sextett mit hohen Ambitionen. Die Spitze in der Postfinance-Women’s-League ist breiter und enger als in den vergangenen Jahren geworden, einzig die Partien gegen die Neuchâtel Hockey Academy und die Langenthal Ladies sind eine klare Angelegenheit, gegen alle anderen Widersacher braucht es volle Konzentration und hundertprozentigen Einsatz, um zu Punkten zu kommen. Im Gespräch mit dem BärnerBär verbreitet Cheftrainer Thomas Zwahlen Zuversicht.

Sie waren als Trainer stets bei Männer-Teams tätig. Zuerst während vielen Jahren im SCB-Nachwuchs bei den Elit U17 und U20, dann beim HC Düdingen Bulls in der drittobersten Spielklasse und wechselten vor drei Jahren zu den Frauen des EV Bomo Thun. Warum dieser Wechsel ins Frauen-Eishockey?
Als mich Peter Brand, der damalige Präsident des EV Bomo, anrief und mir den Posten des Trainers schmackhaft machen wollte, sagte ich nie und nimmer. Doch letztlich überredete er mich, es zu versuchen. Der Idealismus der Frauen, die viele Opfer auf sich nehmen, bewog mich schliesslich dazu, dort zu bleiben. Köbi Kölliker kam als Sportchef und wir stellten ein Team mit starken Ausländerinnen und Schweizerinnen zusammen, das erfolgreich wurde.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Worin liegen die Unterschiede, Männer oder Frauen zu trainieren?
Bei den Frauen gibt es eine unterschiedliche Spielphilosophie, weil die Energie, das Körperspiel und die Physis anders sind. Darauf gilt es sich einzustellen und anzupassen. Auch die Schussqualität ist anders, sieht man von Estelle Duvin ab. Sie schiesst wie ein Mann.

Sportchef Kölliker sagt, dass die Frauen mit unglaublich viel Leidenschaft, Einsatz und Freude bei der Sache sind. Teilen Sie diese Meinung, ist wirklich so viel Herzblut dabei?
Nehmen wir das Beispiel von Alizée Aymon. Sie wohnt im Wallis in der Nähe von Montana und fährt zu den Trainings und den Spielen mit dem Zug an und versprüht immer gute Laune. Was sie, um nur ein Beispiel zu nennen, alles auf sich nimmt, um ihrer Liebe, dem Eishockey, nachgehen zu können, ist bewundernswert.

Die Meisterschaft ist noch jung, doch die Tabelle hat bereits Konturen angenommen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Saisonstart?
Ich bin zufrieden, doch wir haben zweifellos noch Luft nach oben. Wir haben viele neue Spielerinnen und müssen uns noch zu einer Einheit finden und unsere Ideen umsetzen.

Frauen-Eishockey wird professioneller. Mit der ehemaligen Nationalspielerin Nina Kindschi und Ihrem Sohn Michel werden sie von zwei Assistenz-Coaches unterstützt, mit Sportchef Köbi Kölliker von einem erfahrenen 213-fachen Nationalspieler. Wie funktioniert diese Zusammenarbeit?
Ich bin froh, dass ich in der Person von Köbi Kölliker einen Sportchef habe, der das Eishockey à fond kennt. Und mit Nina Kindschi und meinem Sohn Michel zwei Assistenten, die über viel Fachwissen und eine natürliche Autorität verfügen. Nina kümmert sich im Spiel um die Stürmerinnen, Michel um die Verteidigerinnen und ich habe sozusagen die Oberaufsicht über die strategische Ausrichtung und die speziellen Situationen in Über- oder Unterzahl.

Mit Estelle Duvin, Maija Otamo, Clara Rozier und Lea MacLeod rangieren vier Ausländerinnen unter den ersten Sechs der Skorerliste in der Postfinance-Women’s-League. Wie gross ist der Einfluss der Spielerinnen aus dem Ausland? Verblassen neben ihnen die Leistungen der Schweizerinnen?
Die Qualität unserer Ausländerinnen ist sehr wichtig. Doch die Schweizerinnen darf man nicht unterschätzen. Die Verteidigung ist nur mit Einheimischen besetzt und auch im Angriff unterstützen die Einheimischen die Ausländerinnen vor allem in der Defensivarbeit, die ebenso wichtig ist wie das Toreschiessen.

Der SCB misst den Frauen seit der Übernahme von Bomo Thun zwar grosses Gewicht bei. Genügend Eiszeit zum Trainieren, Benützen der gesamten SCB-Infrastruktur, eine eigene Garderobe und Unterstützung im Marketing. Trotzdem ist der Aufwand für die Spielerinnen riesengross. Wie verkraften sie die grosse Belastung bei bescheidener Entschädigung und gleichzeitiger beruflicher Tätigkeit?
Ihr Idealismus und die Freude am Sport sind ausschlaggebend. Dazu kommt, dass für einige Spielerinnen die Chance, bei den nächsten Olympischen Spielen 2026 in Cortina-d’Ampezzo dabei zu sein, ein zusätzlicher Motivator ist.

Sie sind jetzt seit vier Jahren Coach dieses Teams. Wie lange bleiben Sie noch dabei?
So lange ich Freude und Spass habe und man mich will.

PERSÖNLICH

Thomas Zwahlen wurde am 16. Juli 1959 in Bern geboren. Er war von 2001 – 05 Coach der SCB Elit U17, von 2005 – 09 der SCB Elit U20. Von 2010 – 20 Coach des FC Düdingen Bulls in der MySports League. 2021 – 23 EV Bomo Thun, seit 2023 SCB Frauen.

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