Bizets «Carmen» ist in Bern ganz anders

In Bern wird Bizets 1875 in Paris uraufgeführte Opéracomique «Carmen» auf den Kopf gestellt. Mezzeosopranistin und Wahlbernerin Claude Eichernberger singt die bekannte Opernpartie.

Georges Bizet hat mit «Carmen», einem der berühmtesten und meistgespielten musikalischen Bühnenstücke der Welt, auch eine Choroper geschrieben. Im Kern ist es jedoch ein Stück über zwei Personen, über deren gegenseitige Sehnsucht und Ablehnung, um Selbstverlust und Selbstaufgabe. Die Oper ist mit spanischer Folklore, Zigeunern und Tabakromantik angereichert. Für Konzert Theater Bern unter der Regie von Intendant Stephan Märki zählen diese Ingredienzien weniger. Für die Berner Carmen wird keine Frau ins Zentrum gerückt, die mit Konventionen ringt oder an ihnen scheitert. Sie bestimmt vielmehr das Geschehen. Die Liebe erlebt Carmen als unbeherrschbares, äusseres Phänomen. Der Einzige, der ihr in ihrem Kampf um sich selbst ebenbürtig ist, in dem sie sich spiegeln kann und dem sie Macht zugesteht, ist der Tod. Diese Gratwanderung zwischen leidenschaftlicher Hingabe und Sehnsucht nach Entgrenzung ist Ausgangspunkt der musikalischen und inszenatorischen Herangehensweise von Dirigent Mario Venzago und Regisseur Stephan Märki. Sie versuchen ein Psychogramm zu zeichnen, dem der bildende Künstler und Bühnenbildner Philipp Fürhofer, dessen Arbeiten internationales Aufsehen erregen, Räume geben wird. In der Titelpartie ist das langjährige Ensemblemitglied Claude Eichenberger (Bild) zu sehen. Die Mezzosporanistin sang «Carmen» im 2010 konzertant anlässlich der Murten Classics. Nun ergibt sich mit der Paraderolle die Gelegenheit für eine Neuinterpretation, die in mancher Hinsicht anders sein wird als es der geneigte Opernfan gewohnt ist.

Stadttheater Bern
Kornhausplatz 20
Premiere: Sa, 7. April, 19.30 Uhr
(läuft bis Donnerstag, 21. Juni)
konzerttheaterbern.ch

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