Jubiläumsstimmung beim Berner Wirtschafts- und HR-Forum: Zum 25. Mal ging es Ende Januar im Berner Kursaal über die Bühne.
Einmal mehr lockte der von der WKS KV Bildung organisierte Anlass gegen 1000 Wirtschafts- und HR-Verantwortliche in die Kursaal-Arena. Diesjähriges Thema: Fluch oder Segen? Nun: Auf die Betrachtungsweise kommt es an. Mit launigen Worten begrüsste der neue Direktor von WKS KV Bildung, der Freiburger Peter Kaeser, die Gäste: «Eine Karriere beim HC Fribourg-Gottéron oder als Rockstar stand auch mal zur Debatte. Zum Glück habe ich mich anders entschieden!» Seit dem 1. Januar 2020 leitet Kaeser als Nachfolger von Christian Vifian das führende Bildungsunternehmen im kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Bereich. Aber auch Vorgänger Vifian erhielt am diesjährigen Forum einen kurzen Auftritt, zeichnete er doch als Organisator seit 2015 verantwortlich. Zusammen mit dem ebenfalls anwesenden Gründerpaar Ursula und Rolf Meichle schilderte er anhand eines (nachkonstruierten) Kurzfilms, wie es damals zur Stabübergabe kam: per Handschlag bei Bier, Bratwurst und Rösti in einem Berner Restaurant!
Die erlernte Hilflosigkeit
Die 36-jährige deutsche Neurowissenschaftlerin und Buchautorin Maren Urner sieht beim Smartphone bei allen Vorteilen auch einen Fluch: «Es verführt uns die ganze Zeit und bestimmt unsere Aufmerksamkeit.» Wir müssten lernen, das Smartphone vernünftig und massvoll zu nutzen. An Sitzungen sollte das Handy in der Tasche verschwinden, damit es unsichtbar wird und nicht unsere volle Konzentration stiehlt. Auch würden wir täglich 24 Stunden lang mit Infos über vorwiegend negative Ereignisse bombardiert, was uns präge und zur Vorliebe fürs Negative dränge. «Langfristig stresst uns das, es entsteht eine erlernte Hilflosigkeit.» Die wichtigste Eigenschaft im 21. Jahrhundert sieht die Professorin im kritischen Denken; lebenslanges Lernen sei angesagt. «Die Ausrede ‹Ich bin zu alt dafür› gibts nicht mehr!» Maren Urner hat sich ein Lebensmotto zugelegt: «Das Reden über Probleme schafft Probleme – das Reden über Lösungen schafft Lösungen» (mehr zu Maren Urner im Bärnerbär vom 28.1.2020, Seite 11).
«Gring ache u seckle»
Wurde bei alt Bundesrat Adolf Ogi der Spruch «Freude herrscht» Kult, ist es bei der Leichtathletin Anita Weyermann «Gring ache u seckle», den sie an der Leichtathletik-WM 1997 in Athen spontan von sich gab. Fluch oder Segen? «Ich wurde durch diesen Spruch schweizweit bekannt und konnte davon profitieren. So gesehen ist er ein Segen. Wenn ich aber nur darauf reduziert werde, was auch vorkommt, ist er ein Fluch», antwortete Weyermann auf die Frage von Sportjournalistin Janine Geigele. Dabei verriet sie auch, dass die Skistars Erika Hess und Pirmin Zurbriggen ihre Vorbilder waren und dass ihr der Sport geholfen habe, durchzubeissen, was sie als Mutter von Vierlingen gut gebrauchen könne. «Aber ich wollte immer Mutter werden, äs fägt!»
Haustiere von Algorithmen
Der 76-jährige Philosoph und Publizist Ludwig Hasler erhielt vom Publikum am meisten Lacher. Mit Tiefgang und träfen Worten schilderte er mit praktischen Beispielen Vor- und Nachteile der Digitalisierung. Hasler will das Drama: «Die digitale Suche nach der idealen Geliebten ist zwar möglich und präzis, hat aber nichts mit Flirt zu tun, sondern mit Fahndung. Wir sind Haustiere von Algorithmen!» Das Drama kriege er nur, wenn er den Flirt mit etwas Unbekanntem riskiere. Er sei noch analog aufgewachsen und habe sich auch analog gepaart. Inhalte erfolgreichen Leaderships sieht Hasler in der Motivation, Inspiration und Innovation. Wir müssten entdecken, was wir spezifisch besser könnten als die Maschine. «Besser als die Maschine ist der Mensch nur als Mensch», so sein Fazit.
Peter Widmer