Die Firma EMCH Aufzüge AG, ein Traditionsunternehmen in der vierten Generation, steht vor einer ungewissen Zukunft am Standort Bern. Der Masterplan Chantier Bethlehem West, ein gross angelegtes Entwicklungsprojekt der Stadt Bern, sorgt aber für Planungsunsicherheiten, die das Unternehmen stark betreffen.
Ein bereits bewilligtes Bauprojekt für eine temporäre Erweiterung des Produktionsstandorts von EMCH musste gestoppt werden, da von Seite des Stadtplanungsamts zur Klärung von wichtigen Rahmenbedingungen keine Fortschritte erzielt werden. In diesem Interview spricht Bernhard Emch, CEO der EMCH Aufzüge AG, über die Herausforderungen und die möglichen Konsequenzen für das Unternehmen.
Bernhard Emch, die Firma EMCH Aufzüge ist tief in der Region Bern verwurzelt. Wie wirkt sich der Masterplan Chantier Bethlehem West auf Ihr Unternehmen aus?
Unsere Firma ist seit fast 150 Jahren Teil der Berner Wirtschaftsgeschichte. Der Masterplan Chantier Bethlehem West, der das Gebiet zwischen Brünnen und Ausserholligen zu einem dichten, vielfältigen und attraktiven Stadtteil entwickeln soll, bringt erhebliche Planungsunsicherheiten für uns mit sich. Trotz eines bewilligten Bauprojekts für eine temporäre Erweiterung des Produktionsstandortes können wir nicht voranschreiten, da die Weiterentwicklung des Areals seit Jahren blockiert ist. Diese Unsicherheit stellt eine grosse Herausforderung dar, da wir nicht wissen, wie und wann sich die für uns entscheidenden, betrieblichen Rahmenbedingungen klären werden.
Was sind die konkreten Herausforderungen, die durch den Masterplan entstanden sind?
Der Masterplan ist behördenverbindlich und legt die langfristige räumliche Entwicklungsstrategie für Bethlehem West fest. Er dient als planerische Grundlage für einzelne Arealentwicklungen. Für uns bedeutet das, dass wir unsere Pläne nicht ohne weiteres umsetzen können, da wir auf die Ergebnisse der Planungen und die daraus resultierenden Regelungen warten müssen. Die geplante Verdichtung des Gebiets, die zusätzlich rund 3000 Einwohnerinnen und Einwohner sowie 2000 Arbeitsplätze bringen soll, erfordert eine genaue Abstimmung mit den Behörden. Leider hat diese Abstimmung bisher nicht die notwendige Klarheit und Sicherheit gebracht, was uns in unserer strategischen Planung stark einschränkt.
Wie beeinflusst die aktuelle Situation Ihre zukünftigen Planungen und Entscheidungen?
Die anhaltende Unsicherheit zwingt uns konkret über alternative Standorte nachzudenken. Obwohl wir tief in Bern verwurzelt sind, können wir unsere Sanierungs- und Expansionspläne unter den aktuellen Bedingungen nicht wie geplant umsetzen. Ein Standortwechsel ist für uns kein leichtfertiger Schritt, da wir uns stark mit der Region identifizieren. Doch die Notwendigkeit, unsere betriebliche Effizienz zu steigern und unsere Produktpalette weiter auszubauen, macht diesen Schritt unter Umständen unausweichlich. Zudem sind die bestehenden Gebäude nach über 50 Jahren sanierungsbedürftig und sollten den heutigen baulichen Anforderungen angepasst werden.
Wie steht die Stadt Bern zu den Anliegen der EMCH Aufzüge AG, und welche Unterstützung erhalten Sie vom Kanton Bern?
Während der Kanton Bern aktiv versucht, uns neue Standorte vorzuschlagen und uns damit Unterstützung signalisiert, erleben wir von Seiten der Stadt Bern ein eher passives Verhalten. Es scheint, als ob die personellen Ressourcen in der Stadtverwaltung knapp sind, was die Bearbeitung und Klärung unserer Anliegen verzögert. Das ist besonders frustrierend, da wir uns in vielen Gesprächen engagiert haben, um unsere Anliegen darzulegen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Seit der im Mai 2022 getroffenen Planungsvereinbarung, warten wir nun auf nächste Schritte des Stadtplanungsamts – insbesondere die Klärung von für uns wichtigen, betrieblichen Rahmenbedingungen.
Wie geht es jetzt für die EMCH Aufzüge AG weiter?
Aktuell investieren wir in eine dringend notwendige, sanfte Sanierung der Innenräume des Bürogebäudes. Wir werden weiterhin das Gespräch mit der Stadt suchen, um eine Lösung zu finden, die es uns ermöglicht, am aktuellen Standort in Bern-Bethlehem zu bleiben. Es geht dabei in erster Linie um die zukünftigen, betrieblichen Rahmenbedingungen. Gleichzeitig prüfen wir die vom Kanton Bern vorgeschlagenen Alternativen und bereiten uns auf alle Eventualitäten vor. Unser Ziel bleibt es, ein stabiles und wachstumsförderndes Umfeld für unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter zu schaffen.