Cyril Brunner stammt aus einer Schuhmacher-Familie und ist als gelernter Orthopädischer Schuhmacher grundsätzlich bei seinen Leisten geblieben. Dennoch wagte er mit zwei Freunden die Realisation seines Traums: einen qualitativ hochwertigen Sneaker zu designen, der in der Schweiz hergestellt wird.
Die Schuhfabrik liegt mitten im Thuner Industriequartier und ist kleiner, als ich mir das vorgestellt hatte. Eigentlich ist es nur ein einziger Raum, in welchem die gesamte Schuhproduktion stattfindet. An verschiedenen Stationen entstehen so mit viel Handarbeit die Sneakers von CYBRUS. Ausserdem Schuhe von weiteren Schweizer Marken wie Lienhard oder Helvesko. «Nur weil hier auch noch weitere Schuhe produziert werden, ist es uns möglich, unseren Sneaker zu einem konkurrenzfähigen Preis anzubieten», erklärt Cyril Brunner.
Schuhmacher in der 4. Generation
Und er muss es wissen, stammt er doch aus einer Schuhmacher-Familie, deren Geschichte in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurückgeht. 1905 begann Cyrils Urgrossvater Arnold mit der Anfertigung von Massschuhen. Das Wissen um die Schuhmacherei wurde so über die nächsten vier Generationen weitergeben und legte den Grundstein für die CYBRUS Sneakers. Aus der ehemaligen Schuhmacherei wurde über die Jahrzehnte ein Detailhandelsunternehmen, noch heute ist das Schuhaus Brunner in Adelboden ein kompetentes Fachgeschäft mit nach wie vor einer eigenen Werkstatt für Anpassungen und Reparaturen. «Darauf legten wir schon immer grossen Wert. Gute Qualität, die lange Freude bereitet und repariert werden kann», führt Cyril aus, und entsprechend kann man auch einen CYBRUS beispielsweise neu besohlen oder flicken lassen.
Handarbeit und viel Herzblut
Wir sind inzwischen bei der sogenannten Spitzenzwick-Maschine angelangt. «Hier ist sehr viel Fingerspitzengefühl nötig. Es gilt, das Material schön mittig auszurichten und genau den richtigen Zug anzulegen, damit das Leder perfekt um die Leiste gespannt wird». Der Schuhmacher tut das mit einigen konzentrierten Handgriffen, und schon ist die Schuhspitze fertig. Ah voilà, von dieser Holzform, die für jeden Schuh und jede Grösse anders ist und Leiste genannt wird, kommt auch das bekannte Sprichwort vom Schuhmacher, der bei seinen Leisten bleiben soll. Cyril schmunzelt. «Das stimmt ja grundsätzlich, aber mein Traum war es immer schon, einen eigenen Schuh zu designen». Es war ihm wichtig, dass das Schuhmacherhandwerk in der Schweiz erhalten bleibt. Es sollte ein dem Zeitgeist entsprechender Schuh aus hochwertigen Materialien sein. «So kam ich zum Sneaker. Diese werden meist in Asien und billigst produziert, gehören aber zu den beliebtesten Schuhen.» Mit CYBRUS wollte er eine Alternative bieten, die in der Schweiz gefertigt wird und dementsprechend hohe Qualitäts- und Produktions-Standards erfüllt.
Cybrus ist (noch) ein teures Hobby
Und hier kamen Lukas Loosli und Iwo Leuzinger ins Spiel. «Iwo und ich kennen uns seit der Spielgruppe», erzählt Cyril lachend. «Und wir haben uns schon immer perfekt ergänzt. Das machte sich besonders während der Schulzeit bemerkbar. Ich war der Kreative, der Handwerker, er hat meine hochfliegenden Ideen dann jeweils zu Boden gebracht.» So kümmert sich Iwo nun um die betriebswirtschaftlichen Themen, um alles Administrative, um die Webseite und den Webshop. Lukas lernte Cyril während einer Weiterbildung kennen und da die Chemie sofort stimmte, war er – der in einer Führungsposition arbeitet und sich mit Vertrieb und Verkauf auskennt – das dritte, noch fehlende Puzzleteil. Damit stand der Gründung von CYBRUS nichts mehr im Wege. Der Name leitet sich übrigens aus CY(ril) BRU(nner) S(chweiz) ab. Das Logo, eine Kombination aus C und B gleicht einer Wolke und nimmt damit einerseits Bezug auf den Traum, der hiermit in Erfüllung geht und auf das Wort CYBRUS, das ähnlich wie viele der Wolkennamen klingt. Noch ist der Traum eher ein teures Hobby und alle drei sind weiterhin auf ihre anderen Jobs angewiesen.
CYBRUS ist effektiv
der einzige Sneaker,
der noch in der Schweiz
hergestellt wird.Cyril Brunner
Rund 100 präzise Arbeitsschritte
Wir erreichen die Fersenzwick-Maschine, wo inzwischen auch die Sneakers per Förderband angekommen sind. Auch bei dieser Station sind Präzision und Handwerkskunst gefragt. «Es braucht gut 100 Arbeitsschritte, bis ein Schuh fertig ist», führt Cyril aus. Schliesslich werden die Schuhe
noch mit ihrer typischen, mit dem Schriftzug ver-
sehenen Sohle «verheiratet», wie das in der Schuhmacherei genannt wird. Damit die Verbindung auch ein Leben lang hält, wird sie am Schluss noch mit einer Naht fixiert. Die präzise Handarbeit zieht sich also durch, bis hin zur Verpackung am Ende der Produktionskette. Unglaublich, dass in dieser doch relativ kleinen Fabrik täglich über 1500 Schuhe gefertigt werden können. Mit anderen Worten: Für eine Jahresproduktion von CYBRUS reichen zur Zeit noch rund zwei bis drei Produktionstage. «Dieses Jahr haben wir etwa 1500 Paar CYBRUS-Sneakers produziert – im Gründungsjahr waren es etwa 500». Schritt für Schritt wollen sie wachsen, eigenfinanziert und ohne Investoren. «Irgendwann ist das Ziel natürlich schon, dass wir davon leben können». Aber, was gut werden soll, braucht wie überall Zeit. Die drei rechnen mit rund fünf Jahren, bis CYBRUS so richtig zum Fliegen kommen wird.
Exklusives Weihnachtsgeschenk
Erhältlich sind die Sneaker inzwischen in 28 Filialen in der ganzen Schweiz, in Bern bei Walder und natürlich im elterlichen Schuhaus in Adelboden. «80 Prozent verkaufen wir in den Filialen und nur etwa 20 Prozent im Onlineshop», erklärt Iwo. «Schuhe wollen probiert und angefasst werden, das ist in einer Filiale weitaus einfacher und wird ergänzt durch eine fachkundige Beratung». Auch der Preis von rund 250 Franken werde gut akzeptiert und ist angesichts der aufwändigen Produktion durchaus angemessen. Denn während von anderen Sneakers weltweit Millionen von Paaren herumlaufen, trägt man mit CYBRUS quasi ein limitiertes Stück am Fuss. «Stimmt, das kann man durchaus so sagen», nicken die beiden mit einem Schmunzeln. «Denn CYBRUS ist effektiv der einzige Sneaker, der noch in der Schweiz hergestellt wird.» Exklusives Schweizer Schuh-Handwerk aus dem Berner Oberland – klingt doch nach einer perfekten Geschenkidee für Weihnachten!